Der ungeliebte Bürgermeister
Jacob Joseph Rosellen stieg 1821 vom Sekretär auf und löste bald Proteste gegen sich aus.
Langenfeld. Er galt als „harter Hund“ und ging in die Geschichte als derjenige Bürgermeister ein, der die Gemeinde gegen sich aufbrachte und sogar Proteste auslöste: Die Bürger wollten sich des wegen seiner unfreundlichen und barschen Manieren bekannten Bürgermeisters entledigen. Jacob Joseph Rosellen war 1821 vom Sekretär zum „ersten Bürger“ der Gesamtgemeinde Richrath-Monheim aufgestiegen. Während seiner Amtszeit wurde 1850 die Gesamtgemeinde aufgelöst. Doch bis dahin war es ein schwieriger Weg.
Jacob Joseph Rosellen wurde am 18. November 1792 in Niederaußem im Kreis Bergheim als Sohn eines Bauern geboren. Unter der französischen Regierung soll Rosellen nach eigenem Bekunden „seine Vaterlandspflicht bis zum Eingreifen der Hohen Verbündeten als Soldat des 30. Infanterieregiments“ erfüllt haben und an der linken Hand schwer verstümmelt worden sein. Seine Anmelden zum Freiwilligendienst 1814/1815 wurde deswegen abgelehnt. Er nahm stattdessen seine Tätigkeit als Gehilfe und Sekretär der Bürgermeister Christian Peters aus Monheim und Peter Wilhelm Lungstras aus Langenfeld — der beiden ersten Bürgermeister der 1814 geschaffenen Samtgemeinde Richrath-Monheim — auf.
1820 bat Lungstras den „Königlichen Landrathen Herrn von Hauer“ um seine Entlassung aus dem Amt — nicht ohne einen gut gemeinten Hinweis auf seinen eifrigen Sekretär: „Ich habe in der letzten Zeit dem Sekretär die Geschäfte überlassen, der übrigens ein rechtschaffender Mann ist“, führte Lungstras in seinem Schreiben aus. Der Landrat folgte der Empfehlung und schlug Rosellen beharrlich der Königlichen Regierung in Düsseldorf als Kandidaten für das Bürgermeisteramt vor. Die Regierung schloss sich schließlich 1821 dem Vorschlag an.
Die den Gemeinderäten in der neuen Gemeindeordnung (1845) eingeräumten Rechte sorgten bald für Konflikte mit den bisher recht autokratisch regierenden Bürgermeistern: Die sogenannten Gemeindeverordneten bestanden unter anderem auf der Einrichtung eines Ausschusses, der die Bürgermeister ungehindert kontrollieren sollte. So schrieben die Richrather und Monheimer Gemeindeverordneten an den Oberpräsidenten und die Regierung in Düsseldorf lange Briefe, in denen sie Rosellen vorwarfen, das Vertrauen der Bürger nicht erlangt zu haben: „Nicht Eitelkeit, nicht Vorurteil, nicht persönliches Interesse leitet uns, nur allein das Wohl unserer Mitbürger“, heißt es unter anderem. Sie seien überzeugt, dass „wenn jedes einzelne Gemeindeglied dieserhalb befragt wird, die Stimmen fast ohne Ausnahme gegen Herrn Rosellen ausfallen werden, da er leider nicht verstanden hat, und auch immer nicht versteht, sich die Liebe und Achtung sowie das Zutrauen seiner Bürger zu verschaffen.“ Die Richrather wollten ihren alten Posthalter Lungstras zurückhaben.
Die Vorwürfe gingen so weit, dass Rosellen die Kollekte für eine wieder aufzubauende Kapelle im Steinrausch (Immigrath) unterschlagen haben sollte. Ihm wurde sogar angedroht, dass man ihm die Wohnung zertrümmere, wenn er nicht zurücktrete. Was vielleicht noch ein Jahrzehnt früher kaum möglich gewesen wäre, nämlich öffentlicher Protest gegen die Entscheidung der königlichen Regierung in Düsseldorf, äußerte sich jetzt im Widerspruch der selbstbewusst gewordenen Gemeinde. Die königliche Regierung mahnte zwar das schroffe Verhalten des Bürgermeisters, solange dieses aber nicht zur Rechteverletzung führe, könne es nicht zum Gegenstand eines Strafverfahrens werden. Nach dieser Absage ließen die Bürger der Samtgemeinde es sich nicht nehmen, in einer „Recursschrift“ ihren Protest aufs Allerschärfte kundzutun. Noch in seiner Amtszeit starb Rosellen. Er wurde auf dem Friedhof St. Martin beerdigt.