„Das Lädchen“ an der Neustraße: Basteln ist ihr Lebenswerk
Rathaus-Center, Monheimer Tor, Discounter — „Das Lädchen“ an der Neustraße hat sie alle überlebt. Und das Ehepaar Schumacher ist das lebende Inventar.
Monheim. Hinter dem Rathaus-Center, ganz unten in dem riesigen Hochhausblock an der Neustraße, ist seit Jahrzehnten ein kleines Bastelgeschäft. „Das Lädchen“ steht am Schaufenster, das vollgestopft ist mit Dekoartikeln und Gebasteltem. Generationen von Monheimer Kindern haben sich doch ihre Perlen und Flechtbänder gekauft, Generationen von Müttern das Bastelmaterial für die Kindergeburtstage.
Im Innern des Lädchens, sieht es genauso aus wie im Schaufenster. Dinge, die einen schmunzeln lassen, wie ein rosa Schweinchen aus Sperrholz und Eierkarton, hübsche Geburtstagskärtchen, handgezeichnet oder beklebt. Und Dinge, die man zum Basteln braucht: bunter Fotokarton, Glas- und Holzperlen, Schleifen, Lederbänder, Farben. Mittendrinn, wie ein fester Bestandteil des Sortiments, seit 35 Jahren: Karin und Alfred Schumacher.
Er arbeitet im Keller bei den Bastelmaterialien. Sie wuselt oben bei der Wohndeko, den selbstgestalteten Kerzen, den Seiden- Schleifen und der Kasse. So war es immer, seit Alfred Schumacher, der Werkzeugmaschinenbauer, vor zwölf Jahren in Rente ging. „Meine Frau brauchte damals Hilfe im Laden. Hier gibt es zwei Etagen, da kann man nicht immer überall sein, wenn man alleine hier ist.“ Da sei öfter mal geklaut worden.
Eine große Umstellung sei es nicht gewesen, von den Maschinen zum Basteln. „Wenn du einen handwerklichen oder technischen Beruf gelernt hast, kannst du dich überall reindenken“, sagt der 72-Jährige. Jetzt berät er sogar Kundinnen bei der Auswahl der Farben zum Seidenmalen.
Begonnen hat Karin Schumacher (73) Ende der 1970er-Jahre mit einem Bastelladen an der Alten Schulstraße. Es sollte zunächst ein Zeitvertreib sein. „Die Kinder waren groß und brauchten mich zu Hause nicht mehr“, erzählt sie. Die gelernte Chemotechnikerin hatte immer viel gebastelt und machte dann ihr Hobby zum Beruf. 1995 zog sie mit ihrem Bastelladen in das Ladenlokal an der Neustraße.
Die Schumachers und ihr Lädchen haben seit ihrem Start vor 35 Jahren viel erlebt. „Das Lädchen“ ist immer dasselbe geblieben. Da war der Bau des Rathaus-Centers. „Vorher standen da alte Villen, und über die Neustraße fuhr noch eine Bahn“, erzählt Alfred Schumacher. Beinahe existenzbedrohend war die zunehmende Konkurrenz durch große Ketten und das Internet. Doch „Das Lädchen“ hat überlebt.
Karin Schumacher hat daraus gelernt. „Dekoartikel verkaufen sich kaum“, sagt sie. „Unseren Hauptumsatz erwirtschaften wir durch Bastelsachen.“ An den Dekorationen in den selbstgebauten Regalen hängen „Reduziert“-Schilder. „Da können wir einfach nicht mithalten mit den Discountern.“
Mit ihrem Bastelladen allerdings haben sie eine Marktlücke in Monheim und Umgebung besetzt. „Klar kann man im Internet alles günstig bestellen. Aber die Leute wollen ja auch beraten werden und die Sachen anfassen“, sagt Karin Schumacher.
„Das Lädchen“ hat vor allem Stammkunden. Das Sortiment hat sich in den Jahren wenig geändert. Das Geschäft betrachten Schumachers als ihr Lebenswerk. Doch mittlerweile merken beide, dass es langsam Zeit für einen Nachfolger wird. Doch das Ehepaar weiß auch: „Da muss Herzblut dabei sein.“