Langenfeld: 100 Jahre Erlöserkirche: Vom Bethaus zum Wahrzeichen

Das ganze Jahr über wird in Veranstaltungen an die Anfänge der evangelischen Gemeinde Immigraths erinnert.

Langenfeld. Mit dem Bau des "Bethauses" erfuhr das evangelische Gemeindeleben im katholischen Immigrath 1877 einen Aufschwung. Acht Jahre darauf konnte die Gemeinde das Grundstück an der Hardt für einen Friedhof und eine "richtige" Kirche kaufen. Genau 121 486 Reichsmark und 38 Pfennige hat die Erlöserkirche gekostet. Der Bau des Gotteshauses nach den Plänen des Elberfelder Architekten Fritsche wurde überwiegend aus Spenden der Gemeindeglieder finanziert. Von der königlich-preußischen Regierung gab es fast nichts. Am 28. November 1909 wurde nach nicht einmal eineinhalbjähriger Bauzeit die Einweihung gefeiert.

Seit 100 Jahren ist die Erlöserkirche mit ihrem markanten Turm ein Wahrzeichen der Stadt. In diesem Jahr soll mit einem facettenreichen Festprogramm an die Anfänge des evangelischen Gemeindelebens in Immigrath erinnert werden. Der Startschuss dazu fiel gestern: Im Gottesdienst waren erstmals Schwarz-Weiß-Fotografien zu sehen, die Pfarrer Andreas Pasquay, seit 25 Jahren für die Gemeinde tätig, in den Rundbögen der Apsis hat aufhängen lassen: Bilder vom ersten Bethaus, dem Vorläuferbau der heutigen Kirche, Bilder von deren Innenraum in den 20er-Jahren und Bilder vom Bagger in der Kirche bei Renovierungsarbeiten in den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts.

"Die Verbindung von Spiritualität und Kunst war uns immer wichtig", sagt der aus Solingen stammende Pfarrer Pasquay. Der große Kirchenraum kann ohne großen Aufwand in zwei kleine Räume verwandelt werden. Eine Fußbodenheizung macht es möglich, dass Kindergruppen auf dem Boden sitzen können. Als überall in den 70er-Jahren kahle Betonwände modern waren, hat man in der Erlöserkirche auf Naturfarben gesetzt. Helle Blautöne und warmes Braun erzeugen eine freundliche Atmosphäre.

Im Eingangsbereich erinnern zwei stählerne Lampenkonstruktionen daran, dass dies einmal eine Kirche für die Arbeiter der Stahlindustrie war. Nicht von ungefähr hatte die Firma Kronprinz 1911 die erste Orgel für das neue Gotteshaus gestiftet. "Immigrath war damals katholisch und die evangelische Gemeinde sehr klein", erzählt Pasquay. "Dennoch war die Zusammenarbeit mit der Langenfelder St.Josef-Gemeinde immer gut." Zuwachs hat die evangelische Gemeinde in der Nachkriegszeit auch durch Flüchtlinge aus Preußen und Pommern erhalten.

Immer wurde darauf gesetzt, junge Menschen in die Kirche zu bringen und dort zu halten. In anderen Gemeinden ist für Jugendliche oft Schluss mit der Religiosität, sobald die Konfirmation "erledigt" ist. Nicht so in der Erlöserkirche. "Wir haben sehr wenig Kirchenaustritte", sagt Andreas Pasquay. Das Konzept von Kunst, Kultur und Kirche scheint aufzugehen. "100 Jahre Erlöserkirche stehen auch für offene Türen, offene Ohren und offene Herzen für die Sorgen und Nöte der Menschen", nennt Bürgermeister Magnus Staehler in seinem Grußwort zum Jubiläum einen weiteren Grund.

Das ganze Jahr 2009 über werden besondere kulturelle Veranstaltungen durchgeführt. Filme im Gottesdienst an Stelle einer Predigt, Rock- und Gospel-Konzert, Kabarett und Lyrik - die Auswahl ist groß. Das ausführliche Programm mit einer Chronik ist in der Kirche oder im Gemeindeamt erhältlich. Auf der Webseite (www.100-Jahre-Erlöserkirche.de) ist es noch nicht zu finden. Da die Erlöserkirche am 1. Advent 1909 eingeweiht wurde, wird am 28.November 2009 eine richtige Geburtstagsfeier mit Oberkirchenrat Klaus Eberl und der Kantorei der Gemeinde organisiert - das ist in diesem Jahr der 1. Advent.