Langenfeld: Anne Völkel – Ersatzmama für Generationen
Anne Völkel fordert nach 25 Berufsjahren eine höhere Wertschätzung für Erzieher.
Langenfeld. 25 Jahre sind eine lange Zeit. Menschen, die 1985 selbst noch Kleinkinder waren, stehen mittlerweile mitten im Leben. Sie gehen arbeiten, studieren - oder aber, sie sorgen sich mittlerweile um ihre eigenen Kinder. Nicht selten werden diese in jenen Kindergarten gebracht, den Mama oder Papa früher selbst besucht haben.
Dass man als Elternteil dann allerdings auf bekannte Gesichter trifft, die einen selbst durch die eigene Kindheit begleitet haben, ist kurios. Für Anne Völkel allerdings nichts ungewöhnliches: "Es kommt häufig vor, dass ich hier auf Eltern treffe, die früher schon unter meiner Leitung in die Kita gingen. Andere wiederum leisten hier ihren Zivildienst ab oder möchten Erzieher werden. Es ist sehr schön und auch eine Bestätigung der eigenen Arbeit, diese Menschen als Erwachsene wieder zu sehen."
Am 1. März vollendete Anne Völkel ihr 25. Dienstjahr bei der Stadt Langenfeld. Zunächst in einer Behinderten-Werkstatt beschäftigt, zog es sie rasch in die Kinderbetreuung. 1986 war sie Mitgründerin eines Kindergartens in den Räumen der Wilhelm-Würz-Schule.
Zehn Jahre später übernahm Völkel die Leitung der ersten integrativen Kindertagesstätte Lizzy Rüssel in der Jahnstraße, der sie bis heute vorsteht. "Ich habe schon als junges Mädchen viel mit Kindern gearbeitet und mir durch Babysitten etwas dazuverdient. Daher war früh klar, dass ich beruflich auch in diese Richtung gehen möchte."
Sozial engagiert war Völkel seit jeher. Durch ihre geistig-behinderte Schwester lernte sie früh, Verantwortung zu übernehmen. Zwölf Jahre arbeitete Völkel an verschiedenen Orten für Einrichtungen der katholischen Kirche, bevor sie schließlich in Langenfeld sesshaft wurde.
Schlechte Erinnerungen beim Blick zurück hat sie keine. Der Beruf hat sie immer ausgefüllt, andersherum aber genauso. Bei der Integration der städtischen Musikschule in Kitas wirkte sie an prominenter Stelle ebenso mit wie beim Aufbau des Familienzentrums in der Jahnstraße 2.
Möglichkeiten zur Verbesserung der frühkindlichen Förderung gibt es ihrer Meinung nach immer: "Erzieherinnen müssen in der Gesellschaft einen höheren Stellenwert erhalten und entsprechend ausgebildet werden. Es kann nicht sein, dass die Anforderungen für Kinderbetreuung stetig steigen, auf der anderen Seite aber Personalmangel herrscht." Leidtragende seien letztlich die Kinder, die selbst nichts dafür könnten. Völkel: "Kinder sind immer ein Produkt ihrer Umwelt. Sie müssen sich jeden Tag einer Reizüberflutung stellen und versuchen, damit klar zu kommen."
Einige Jahre wird sie noch dafür kämpfen, dass Kindern und Erziehern die ihnen gebührende Wertschätzung zuteil wird. Dann aber muss auch mal Schluss sein mit der aktiven Laufbahn: "In zehn Jahren sehe ich mich als Vorlese-Oma, die ab und an mal vorbeischaut." Ganz sicher werden sie dann nicht nur die Kinder vermissen.