Langenfeld: Den Frust von der Seele reden
Selbsthilfe: Gisela Hutmacher gründet eine Gruppe für Angehörige von Suchtkranken.
Langenfeld. Die Art der Sucht ist gar nicht wichtig. Was zählt ist, dass sie den Abhängigen grundlegend verändert. Und mit ihm auch Familie und Freunde. Man spricht von "Co-Abhängigkeit". "Ich fühlte mich hilflos, meinen Gefühlen vollkommen ausgeliefert", sagt Gisela Hutmacher. "Dazu kam meine grenzenlose Wut auf den einst geliebten Menschen, Verzweiflung, Existenzängste und Schuldgefühle."
Die Wiescheiderin erinnert sich noch gut daran, wie sie mit einem Süchtigen leben musste. Das war vor 15 Jahren. "Es gibt nur zwei Möglichkeiten", sagt sie heute. "Entweder, man kümmert sich um sich selbst, oder man rutscht mit in den Abgrund".
Um Betroffene vor der zweiten Alternative zu bewahren, gründet sie jetzt eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Suchtkranken. Die Gruppe trifft sich morgen zum ersten Mal in dem Räumen der Arbeiterwohlfahrt (Awo) im ehemaligen "Café Jappes". Gisela Hutmacher hatte vor ein paar Wochen auf Einladung einer Selbsthilfegruppe für Suchtkranke einen Vortrag über Trauerbegleitung in Monheim gehalten. Während eines Gesprächs am Rande erfuhr sie, dass es für die Angehörigen der Kranken keine Selbsthilfegruppe im Umkreis gibt.
"Ich musste an meine Situation damals denken. Und daran, wie sehr mir die Menschen in meiner damaligen Selbsthilfegruppe geholfen hatten", so Hutmacher. Schnell sei der Entschluss gereift, eine neue Gruppe zu initiieren: "Ich setzte mich mit Dieter Requardt von der Suchtberatung des Awo-Kreisverbandes Mettmann in Verbindung. Er unterstützte mich sofort". Der Besuch der neuen Co-Abhängigen-Gruppe sei kostenlos und nicht verpflichtend.
Gisela Hutmacher: "Dort können sich Betroffene treffen, gegenseitig helfen und sich alles mal von der Seele reden, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Vielleicht entdeckt man so die eigenen Bedürfnisse, Werte und Lebensziele wieder neu."