Langenfeld Jugendliche chillen in der „Alten Schule“
Langenfeld. · Spielen und Relaxen – die „Alte Schule“ in Richrath ist seit 35 Jahren ein Anziehungspunkt für Kinder und Jugendliche. Die Mitarbeiter haben immer ein offenes Ohr für die Besucher.
Gekonnt werden die Kugeln eingelocht. Im Jugendhaus „Alte Schule“ findet man immer jemanden, der die Herausforderung am Billardtisch annimmt. Dabei steht nicht der Kampf um den Sieg im Vordergrund. Hier geht es darum, gemeinsam den Abend ausklingen zu lassen. Entspannt und in Gesellschaft. Wer es ruhig angehen mag, muss sich nicht einen Schlagabtausch beim Tischtennis leisten. Oder mit dem Billard-Queue die weiße Kugel richtig anwinkeln. Es gibt auch gemütliche Sitzmöglichkeiten an der Theke oder Sofa-Ecken zum Relaxen.
Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Kirsten „Kiki“ Konnerth (25) sagt: „Die Atmosphäre ist besonders im Café. Jeder ist willkommen und wird akzeptiert“ Vor zehn Jahren ist sie selbst das erste Mal als Jugendliche zur „Alten Schule“ an der Kaiserstraße gekommen. Heute gehört sie zu den „Teamern“. „Teamer“ sind ehrenamtliche Mitarbeiter, die die Gruppentreffen und Veranstaltungen organisieren. Außerdem haben sie immer ein offenes Ohr für Kinder und Jugendlichen als direkte Bezugspersonen. Konnerth erklärt das von der Einrichtung eigens konzipierte „Schutzkonzept“: „Seit zirka drei Jahren gibt es bei uns das Schutzkonzept, das den Schwerpunkt besonders auf die Prävention von sexueller Gewalt lenken soll. Es soll in erster Linie die Kinder, Jugendlichen und Mitglieder vor gewalttätigen Übergriffen und verbalen Auseinandersetzungen schützen.“
Das Konzept sei wichtig, um ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, niemandem zu schaden. „Alle müssen für die Grenzen des Gegenübers sensibilisiert sein“. Es fange im Kleinen an. Jeder habe das Recht, seine körperlichen wahrzunehmen und seelischen Grenzen auch frei auszusprechen. Es sei eine gegenseitige Kultur von Achtsamkeit, beschreibt die 25-Jährige.
Die Treffen sind an verschiedene Altersklassen angepasst
Die Aktivitäten, die neben dem Café angeboten werden, sind für verschiedene Altersklassen geeignet: Die „Alte Schule“ bietet regelmäßige Gruppentreffen an, die gezielt nach Alter und Geschlecht aufgeteilt sind. Von Kinder- bis Jugendgruppe oder Frauen- und Männerabend ist alles dabei. Der Inhalt der Treffen richtet sich immer nach den Bedürfnissen und Interessen der Teilnehmer. Zusätzlich gibt es noch größere Veranstaltungen wie die „Lange Nacht der Cafés“ mit offenem Ende, ein Sommerfest und eine Weihnachtsfeier oder auch die Teilnahme am Mittsommernachtslauf in Langenfeld. In den vergangenen drei Jahren haben die Läufer den ersten Platz in der Kategorie „Mixed Staffel“ erzielt. Die Laufgruppe trainiert wöchentlich.
Das Jugendhaus steht nicht nur für eine „Freizeit-Einrichtung“, sondern auch für den Schutz von Kindern und Jugendlichen. Die Bezugspersonen nehmen die Sorgen und Ängste der Betroffenen stets ernst und schenken ihnen Gehör. „Es gibt immer jemanden, der fragt, wie es einem geht und die Zeit hat, sich der Sorgen des Gegenübers anzunehmen“, berichtet Annette Wittelsbürger. Die Leiterin des Jugendhauses ist zurzeit die einzige Vollzeitkraft im Team. Die Mitarbeiter wünschen sich eine zweite Vollzeitstelle, um ihre Arbeit weiterhin gut machen und die derzeitige Leiterin in ein paar Jahren ablösen zu können.
Seit 2015 nimmt das Jugendhaus auch großen Bezug auf Flüchtlinge. „Wir haben es nie bereut, Flüchtlinge in unsere Einrichtung mit einzubeziehen. Für uns war und ist es eine Bereicherung“, sagt Kirsten Konnerth. Einer der damals Geflohenen ist Maziar. Der 19-Jährige kam vor zwei Jahren aus dem Iran nach Deutschland. „Hier kann ich die deutsche Kultur kennenlernen, meine Sprachkenntnisse verbessern und einfach Spaß haben“, berichtet er über das Jugendhaus.
Die Besucher und Mitarbeiter kochen auch häufig zusammen. „Gemeinsames Kochen und Essen verbindet“, sagen Kirsten und Annette. „Häufig wird es Zuhause vernachlässigt und uns macht es riesigen Spaß“.
Ihr Favorit sei der Reiskopftoch, mit dem man Reis nach persischer Art kochen kann. Damit würden sie den „leckersten persischen Reis überhaupt“ machen.