Monheim Jedes Hotelzimmer erzählt eine Geschichte

Monheim. · Im Hotel Baumberg Beach geben sich internationale Gäste die Klinke in die Hand.

Jennifer Kretek ist die Chefin des Hotels Baumberg Beach.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

16 Zimmer im Hotel Baumberg Beach können viel erzählen. Zum Beispiel das Zimmer 24. Es übt besondere Anziehungskraft auf einen Reisenden aus, der bei seinen häufigen Dienstreisen gerne in Baumberg absteigt. „Er verlangt immer genau nach diesem Raum“, sagt Hotelchefin Jennifer Kretek. Vielleicht erlebt er den als besonders romantisch.

Seit 15 Jahren gibt es das familiäre Hotel mit einzigartiger Lage direkt am Rhein mit Ufer-Spazier- und Radweg sowie Aalschocker-Museum vor der Tür. Vor sechs Jahren wurde es zur flotten Herberge umgebaut, die überwiegend von Geschäftsleuten genutzt wird, meist Männern. Oft sind es Stammgäste, die für BASF oder Bayer arbeiten, sagt Kretek. In vier Jahren hat die gelernte Sport- und Fitness-Kauffrau im Hotel am Rande der Kleinstadt viel über Menschen aus aller Welt gelernt.

Über die Sparsamen, die Seife und sogar das Toilettenpapier einstecken. Über die mit hohen Ansprüchen. „Meist Franzosen“, sagt sie. „Obwohl unser Frühstücksbuffet abwechslungsreich und üppig ist, passt es nie wirklich. Sie wollen Obst- statt Natur-, oder Himbeer- statt Erdbeer-Joghurt.“ Die Milch müsse unbedingt warm sein für den „café au lait“. Und natürlich gehe es auch ohne frisches Croissant nicht. „Selbstverständlich erfüllen wir alle Wünsche“, sagt sie.

Die Charmantesten sind die Holländer. „Freundlich, zuvorkommend, ohne große Sonderwünsche, dabei immer gut gelaunt und zufrieden“, so schildert die junge Frau die Hotelgäste aus dem Nachbarland.

Japanische und chinesische Gäste krümmeln gerne mal bei Tisch

Die meiste Aufmerksamkeit erregen Japaner und Chinesen bei ihrem beruflichen Stopp in Baumberg. Sie lieben zwar bayerische Romantik, bevorzugen im Hotel aber nicht die urige Bauernstube mit dem bemalten Weichholz-Schrank und den alten Dielen. „Sie wollen es modern“, sagt Kretek. Auch diesem Geschmack entsprechen mehrere Hotelzimmer. Morgens sind die Asiaten um fünf Uhr beim Frühstück die ersten, auch wenn das Buffet eine halbe Stunde später eröffnet wird, und sitzen dort mindestens zwei Stunden lang. Dabei skypen und telefonieren sie so ungezwungen wie im heimischen Wohnzimmer, nämlich lautstark, lachend und gestikulierend. „Nett und pflegeleicht sind sie dennoch“, sagt die Hotelchefin. Allerdings neigen sie zum heftigen Krümeln bei Tisch und im Zimmer, das die Herren ohnehin gerne nicht allzu aufgeräumt hinterlassen.

Übrigens sind die Deutschen die Flottesten beim Frühstück. Zeitig da und schnell wieder weg zum Arbeitsplatz. Sie seien auch die kritischsten Gäste. „Sie wollen sich genau so wohlfühlen wie zu Hause. Da muss das Zimmermädchen schon mal kommen, um einen Fleck im Badezimmer weg zu polieren. Die Deutschen wollen es sehr sehr sauber“, sagt Kretek, „das ist ihnen auch wichtiger als der Einrichtungsstil.“ Im Gegensatz zu anderen Nationalitäten, die sogar das Bild über dem Bett bemängeln. Selbst die Farbe der Kleiderbügel sei schon moniert worden. Doch die Netten sind in der Überzahl. Wie die, die schon seit Jahren im Baumberg Beach absteigen und besonders im Sommer das Abendessen auf der Terrasse mit Rheinblick als entspannendes Ende eines Arbeitstages betrachten. „Es gibt Menschen, die jahrelang zweimal pro Woche aus beruflichen Gründen in Baumberg übernachten. Sie sind fast schon zu Freunden des Personals
geworden.“

Jennifer Kretek hat als Hotelmanagerin ihren Traum-Job gefunden. Da ist die gebürtige Polin, die akzentfrei Deutsch spricht, sich sicher. Dass sie noch fließend die Sprache ihrer Eltern beherrscht, sorgt mitunter für Vergnügen. Als nämlich polnische Übernachtungsgäste eine Bemerkung über ihren „tollen Hintern“ gemacht haben. „Natürlich habe ich das verstanden und mich in perfektem Polnisch von ihnen verabschiedet. Das war ihnen sichtlich peinlich.“