Langenfeld: Künstler verlassen das Atelierhaus

Die Produzenten-Galerie „Wie(ge)scheid“ schließt Ende Juni nach zwei Jahren erfolgreicher Aufbauarbeit.

Langenfeld. "Aus einer Begegnungsstätte des Glaubens soll der kulturelle Treffpunkt Wiescheids werden." Diesen Auftrag hatte Bürgermeister Magnus Staehler (CDU) den Künstlern Elke Tenderich-Veit, Franz Leinfelder und Michael Klockenkämper mit auf den Weg gegeben, als er im Juli 2007 das Trio für alle Kulturpolitiker überraschend als Mieter des von der Stadt gekauften evangelischen Gemeindezentrums präsentierte.

Mit fünf Ausstellungen allein in 2008 sowie Konzerten und Keramikkursen in lockerer Folge sind die Produzenten im Atelierhaus "Wie(ge)scheid" dem Ziel ein ganzes Stück näher gekommen.

Doch Ende Juni endet der gemeinsame Weg. Tenderich-Veit und Leinfelder haben den eigentlich noch bis Mitte 2010 laufenden Mietvertrag gekündigt, Klockenkämper erhielt von der Stadt die Kündigung.

Franz Leinfelder begründet den Ausstieg mit seiner angegriffenen Gesundheit. "Die vergangenen zwei Jahre waren sehr anstrengend für mich. Aber auch 44 Jahre als selbstständiger Ingenieur und Vermesser fordern ihren Tribut. Ich bin überarbeitet", sagt der 68-Jährige.

Der Arzt habe ihm die Rote Karte gezeigt. Deshalb geht er am Montag für einen Monat ins Kloster St. Gilgen im Salzburger Land.

Sein Stadtplanungsbüro ISR mit 20 Beschäftigten hat der gebürtige Haaner verkauft. Das Vermessungsbüro in Haan mit zehn Angestellten hält der Schöpfer der Langenfelder Figurengruppe "Schwaadlappe" im Kreisel auf der Hardt noch.

Elke Tenderich-Veit erklärt ihren Rückzieher damit, dass kürzlich ihr Mann gestorben ist. "Ich stand mit einem Haus von 160 Quadratmetern in Monheim da und musste mich fragen, was mache ich daraus?", sagt die Bildhauerin (62).

Atelier und Wohnhaus lautet ihre Antwort. Krach habe es unter dem "Wie(ge)scheid"-Dach nicht gegeben, wohl aber sei die Organisation von Projekten unter Künstlern immer schwerer gefallen. "Vielleicht sollten Jüngere das Atelierhaus übernehmen", sagt Tenderich-Veit.

Leinfelder macht keinen Hehl daraus, dass die Kündigungen Magnus Staehler nicht gefallen. "Dann beenden wir diese Ära eben", soll er geraunzt haben. Prompt erhielt auch der Dritte im Bunde die Kündigung.

"Für mich ist das alles sehr kurzfristig. Ich weiß noch nicht, wie und wo es weitergehen soll", sagt der Maler (51). "Wie(ge)scheid" in jüngere Hände zu geben, davon hält er nichts. "Auch wenn wir kaum Miete zahlen mussten, 1500 Euro Kosten pro Veranstaltung muss man gerade heute erst einmal mit Kunst verdienen", sagt er.

An das Aus für sein "Kind" glaubt Magnus Staehler nicht. Das 400-Quadratmeter-Haus mit großem Garten stehe ab Juli wieder zur Verfügung.

"Für eine Nutzung mit dem Kunstverein Langenfeld, den Menschen im Stadtteil oder Kooperationsmodellen über Stadtgrenzen hinaus" sagt er. Bei der breit gefächerten Kunstszene mache er sich um die Wiedervermietung keine Sorgen.