Langenfeld „Frauen wurden nicht ernst genommen“

Langenfeld. · Interview Kunsthistorikerin Inge Schaefer beleuchtet Rolle von „Frauen in der Kunst“.

 Inge Schaefer spricht über die Rolle der Frau in der Kunst an.

Inge Schaefer spricht über die Rolle der Frau in der Kunst an.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Über Jahrhunderte fand die Kunst von Frauen wenig Beachtung. Inzwischen aber werden ihre Werke erforscht und unter anderem in Ausstellungen gezeigt, die besonders dem weiblichen Blick in der Kunst gewidmet sind. In dem Volkshochschulseminar „Frauen in der Kunst: Muse, Malerin und Mäzenin“ geht es um Künstlerinnen und Geldgeberinnen in der Kunst vom Barock bis heute. Dozentin ist Inge Schaefer, promovierte Kunsthistorikerin aus Langenfeld.

Frau Schaefer, Ihr zweitägiges Seminar beschäftigt sich mit Künstlerinnen vom Barock bis heute. Warum kommen Frauen in der Kunstgeschichte so selten vor?

Inge Schaefer: Das hat mehrere Gründe. Zunächst war es bis kurz nach dem Ersten Weltkrieg bis auf ganz wenige Ausnahmen für Frauen nicht möglich, eine gleichwertige Ausbildung in einer Werkstatt oder an einer öffentlichen Akademie zu erhalten. Viele Künstlerinnen waren für lange Zeit in Vergessenheit geraten. Erst ab den 1970er Jahren gelang es der feministischen Bewegung, diese Malerinnen und Bildhauerinnen wieder in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen.

Warum hatten Frauen als Künstlerinnen fast nie eine Lobby?

Schaefer: Wenn man auf die Zeit vor 1900 zurückblickt, dann war dies auch ein gesellschaftspolitisches Problem. Frauen konnten am öffentlichen Leben nicht so teilnehmen wie Männer. Sie wurden beschützt und bewacht. Die Mädchen kamen von der Obhut des Vaters in die Obhut des Ehemannes. So war es den Frauen nicht möglich, sich ein eigenes Netzwerk oder gar eine Galerie oder einen Kunsthandel aufzubauen.

Camille Claudel ist ein gutes Beispiel für eine Künstlerin, die lange im Schatten ihres Lebensgefährten Auguste Rodin stand. Woran lag das?

Schaefer: Camille Claudel ist leider ein Beispiel dafür, dass Frauen, wenn sie für ihre Anerkennung kämpften, nicht ernst genommen wurden. Nicht mal von ihrer eigenen Familie. Künstlerinnen konnten bestenfalls einem genialen Künstler zuarbeiten, Anspruch auf eine eigene Karriere mit einem eigenen Werk hatten sie nicht. Frauen wurde jede Kreativität abgesprochen. Sie hatten höchstens Talent, waren aber nicht genial. Erst der amerikanische Kunstprofessor William Merritt Chase sprach Frauen dies zu, indem er eines der wichtigsten Zitate der Kunstgeschichte prägte: „Genie hat kein Geschlecht“.

Was werden die Kursteilnehmerinnen – und Teilnehmer – mitnehmen können?

Schaefer: In dem Seminar werden wir uns mit Künstlerinnen beschäftigen, die in den letzten 400 Jahren gewirkt haben. Es geht um den Mut, die Kraft und das Durchsetzungsvermögen, das diese Malerinnen und Bildhauerinnen aufbrachten, um ihre Träume und Wünsche zu erfüllen. Wir wollen das Leben und das Werk dieser Frauen näher kennenlernen.