Langenfeld/Monheim Landwirtschaftliche Fläche schrumpft
Langenfeld/Monheim. · Wie in ganz NRW sind in den letzten Jahrzehnten auch in Monheim und Langenfeld erhebliche landwirtschaftliche Nutzflächen zugunsten von Gewerbe oder Wohnraum weggefallen.
Gerne berichten Erwachsene ihrem Nachwuchs davon, wie sie einst auf der freien Wiese hinter ihrem Haus herumtollten – einer Grünfläche, die es nicht mehr gibt, weil sie längst einer Neubausiedlung mit Stichstraßen oder einem Gewerbegebiet gewichen ist. Doch das, was man im Fachjargon nüchtern Versiegelung nennt, beseitigt letztlich nicht nur manch ein Spielparadies früherer Generationen – sondern im erheblichen Maße auch landwirtschaftliche Nutzfläche: 1187 Quadratkilometer davon hat das Bundesland Nordrhein-Westfalen laut dem Flächenbericht des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz zwischen 1996 und 2015 verloren – das entspricht fast der dreifachen Größe des Kreises Mettmann.
Diese Entwicklung macht auch vor dem Südkreis Mettmann nicht halt. „Durch Bautätigkeit im Speckgürtel verschwindet regelmäßig Fläche“, beklagt etwa der Monheimer Bauer Robert Bossmann, der auf dem Gelände am Neuverser Hof Erdbeeren und Spargel für die Region, aber auch Zuckerrüben, Getreide, Raps und Mais anbaut.
Die Zahlen der Landesdatenbank bestätigen seine Beobachtung: Aus denen geht hervor, dass die Landwirtschaftsfläche auf dem Monheimer Stadtgebiet zwischen 1995 und 2018 von 803 auf 693 Hektar schrumpfte – ein Rückgang um fast 14 Prozent. Allein in den vergangenen drei Jahren verringerte sich die Größe des von Bauern nutzbaren Geländes demnach um 50 Hektar. Auch er selbst habe zum Beispiel in 30 Jahren mehr als 40 Hektar des von ihm bewirtschafteten Landes eingebüßt, berichtet Bossmann, der ausschließlich Pächter seiner Flächen ist. „Da sitzt man eben am kürzeren Hebel“, sagt er – und zieht ein bitteres Fazit: „Bebauung zählt offenbar mehr als Landschaftspflege.“ Vor allem der Verlust „beregnugsfähiger“ Flächen in Hofnähe machten ihm und seinen Kollegen zu schaffen – und seien ein Problem für die Fruchtfolge, also den Wechsel zwischen angebauten Nutzpflanzen.
Noch deutlicher sind die Einbußen für Landwirte in der Nachbarstadt: In Langenfeld verschlang die städtebauliche Entwicklung der öffentlichen Statistik zufolge zwischen 1995 und 2018 sogar 344 Hektar – und damit 23 Prozent des früheren landwirtschaftlichen Bestandes. Besonders deutlich bekam das Josef Aschenbroich zu spüren. Er hält auf seinem Hof in Nähe zur A 3 Legehennen, deren Futter er auf dem Gelände auch selbst produziert. Auch er hat seine Flächen gepachtet und laut eigener Aussage seit Mitte der 70er Jahre rund 200 Hektar verloren – zum Beispiel an das Gewerbegebiet Fuhrkamp oder das Briefzentrum. Zum Glück seien dafür Flächen anderer Bauern nach Aufgabe ihrer Tätigkeit hinzugekommen.
Die fortschreitende Versiegelung sieht man in der Verwaltung als Folge der attraktiven Wohnlage Langenfelds, in Schlagdistanz zu den Metropolen Köln und Düsseldorf. Sein übriges taten laut Stephan Anhalt, Referatsleiter Stadtplanung und Denkmalschutz, die Bemühungen um mehr Arbeitsplätze, vor allem in den 90er Jahren. Die hätten Früchte getragen: „Wir sind mittlerweile eine Einpendler-Stadt.“ Die Umwandlung von Flächen am Stadtrand habe aber stark abgenommen, betont er: „Vorrang hat die Innenstadtentwicklung.“ Insgesamt sei das Verhältnis zwischen Frei- und Siedlungsfläche mit ungefähr 50:50 ausgewogen, betont der Amtschef.
Zu schaffen macht den Landwirten aber nicht nur die Bebauung. Auch Ausgleichsmaßnahmen gingen teilweise zu Lasten von Böden, die für den Anbau von Nutzpflanzen benötigt würden, beklagt der Rheinische Landwirtschafts-Verband. Hoffnungen setzt der in ein Flächensparprogramm, das Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) im Februar ankündigte. „Es wäre allein schon ein Fortschritt, wenn wenigstens die Kompensationsmaßnahmen in der Landwirtschaft verblieben – beispielsweise in Form von Blühflächen an Stelle von Aufforstung“, sagt Robert Bossmann.
„Irgendwann ist es auch mal gut mit dem Flächenverbrauch“, bekräftigt derweil Josef Aschenbroich. Für die Versorgung mit Nahrungsmitteln und die Neubildung von Grundwasser brauche man unversiegelte Böden, sagt der Langenfelder Landwirt – und fordert ein gesellschaftliches Umdenken: „Wir müssen uns auf Grundprinzipien besinnen und weg vom ,Größer, schneller, breiter’.“