Langenfeld/Monheim „Covid-19 ist für uns eine Vollkatastrophe“
Langenfeld/Monheim. · Covid-19 bringt die üblichen Aktivitäten der Schießvereine und Bruderschaften zum Erliegen. Davon unterkriegen lassen wollen sich die Schützen aber nicht.
Wenigstens das Timing der Nackenschläge passte: So ereignete sich der Wasserschaden im Fritz-Blank-Schützenheim Am Kielsgraben in Baumberg genau in jener Zeit, in der dort ohnehin wegen der bestehenden Corona-Pandemie keine Feste wie Hochzeiten, Taufen oder runde Geburtstage hätten stattfinden können. „Das war, wenn man so will, fast schon Glück im Unglück“, kommentiert Harry Hansen, Erster Vorsitzender und Brudermeister der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Baumberg 1900, die alles andere als rosige Situation. Zugleich sagt er ohne Umschweife: „Covid-19 ist für uns eine Vollkatastrophe.“ Und damit spricht er offensichtlich vielen anderen Schützen aus der Seele.
„Wir mussten die Pflege des Brauchtums vollends einstellen“, bilanziert Hansen. Meisterschaften liegen auf Eis, ebenso wie das wöchentliche Schießen im Verein – und der Sommer 2020 wird ohne die sonst fest im Jahreskalender verankerten Schützenfeste verstreichen. „Das tut natürlich weh“, sagt Hansen, „wir fehlen uns einfach als Menschen.“
Bislang hat kein Mitglied
seine Kündigung eingereicht
Aus der Situation müsse man deshalb das Beste machen: Über aktuelle Themen und Neuigkeiten hält man die aktuell 86 Mitglieder der Bruderschaft entweder per E-Mail oder postalisch auf dem Laufenden. Dass das Brachliegen der Vereinsaktivitäten beim einen oder anderen Schützen zu einer Art Entwöhnung führen könnte, ist aber wohl nicht zu befürchten: „Bisher gibt es niemanden, der angekündigt hat, kein Mitglied mehr sein zu wollen“, stellt Hansen klar.
Doch neben dem Wegfall des geselligen Beisammenseins belasten viele Vereine landauf, landab auch mögliche finanzielle Folgen des Lockdowns: Die Teilnahme an Festen, das Herausgeben von Festschriften – und eben die Vermietung der eigenen Räume für Veranstaltungen spülen schließlich in normalen Zeiten auch Geld in die Kasse, um Vereinsaktivitäten und Unterhaltung der eigenen Räume zu finanzieren. Um den Wegfall der Mieteinnahmen abzufedern, beantragte zum Beispiel die St. Sebastianus Schützenbruderschaft in Baumberg wie auch andere Vereine Soforthilfe-Mittel aus dem städtischen Rettungsschirm, die die Stadt Monheim zur Bewältigung der Pandemie-Folgen bereitstellt – und bekam diese auch bewilligt. Zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt traf die Pandemie die St. Sebastianus Schützenbruderschaft Richrath 1870: „Unser 150-jähriges Bestehen kann nicht gefeiert werden, ist bei uns komplett ins Wasser gefallen“, berichtet der Erster Brudermeister Wolfgang Schütz nachdenklich. Aktiv waren die Richrather Schützen, denen insgesamt rund 230 Menschen angehören, aber dennoch: „Wir haben in der Corona-Krise eine Einkaufshilfe gestartet“, erzählt Schütz.
Zudem übernimmt die Bruderschaft angesichts der aktuellen Sicherheitsvorkehrungen den Einlass- und Ordnerdienst bei den Gottesdiensten in St. Martin. Und schließlich nutzte man die Zeit auch noch, um die Schützenhalle an der Kaiserstraße in Eigenarbeit zu renovieren – wie die Kollegen aus Baumberg.
Auch dort blickt man nach vorn: „Wir hoffen“, sagt deren Brudermeister Harry Hansen, „dass wir das Vereinsheim ab September wieder für Feiern vermieten können.“