Langenfeld/Monheim Kleingärten erleben Höhenflug
Langenfeld/Monheim · Die aktuelle Wartezeit beträgt beispielsweise in der Langenfelder Anlage „Im Bärenbusch“ fünf bis sieben Jahre. Der Verein bittet Interessenten daher bereits auf seiner Homepage von Anfragen abzusehen.
. Sophia liebt nichts mehr, als auf dem Trampolin auf und ab zu hüpfen. Das neue Spielgerät steht neben Plantschbecken und Spielhäuschen auf der Wiese einer Kleingartenparzelle in der Anlage „Im Bärenbusch“. Den Garten übernahmen die Eltern der Dreijährigen im Oktober vergangenen Jahres von langjährigen Pächtern. Sie gestalteten ihn komplett um. Stauden statt Rosen, viele Obstbäume statt Sträucher. Die Beeren und das Gemüse sind bald erntereif. „Darauf haben wir fast zwei Jahre gewartet“, berichtet Melanie Winter (37). Die Wartelisten in den Kleingartenanlagen sind lang. Aktuell beträgt sie „Im Bärenbusch“ an der Langenfelder Bogenstraße fünf bis sieben Jahre, sagt der Vorsitzende Nikolaus Baum (73). Vor drei Jahren habe man noch Aushänge gemacht, dass Parzellen zu vergeben seien. „Dann gab es plötzlich immer mehr Anmeldungen.“
Auch in der Nachbargemeinde Monheim sind die Wartelisten lang. „Alle Parzellen in den Vereinen sind belegt“, sagt die Vorsitzende des Stadtverbandes Monika Dierdorf (75). Viele junge Familien fragten an. Wer in einer Mietwohnung lebe, sei glücklich, wenn er einen Kleingarten nutzen könne. Teilweise erreichten die örtlichen Vereine bis zu drei Anfragen pro Woche. Die Corona-Krise habe den „Run“ auf das kleine Stück Freiheit im Grünen noch verstärkt. Auch Monika Dierdorf erinnert sich: „Das war früher nicht so. Heute ist es leider fast aussichtslos, einen Garten zu bekommen.“
Nach getaner Gartenarbeit der Tochter beim Spielen zuschauen
Melanie Winter schätzt sich glücklich, dass sie endlich in der Erde graben und nach getaner Arbeit der Tochter beim Spielen zusehen kann, während ihr Sohn Leon (acht Wochen) friedlich an seinem Schnuller saugt. „Es war super schön für uns. Während der Corona-Krise waren wir oft hier draußen und haben gearbeitet.“ Daheim in der Etagenwohnung wäre es mit Kindern schwierig geworden, in der Anlage hätten sie hingegen alle Freiheiten und viel Platz. Jeweils rund 300 Quadratmeter sind die 50 Gärten in der Anlage neben der Güterbahnstrecke groß. Und jeder sei anders, berichtet Nikolaus Baum. So gibt es noch die steinumrandeten typischen Nutzgärten mit akkuraten Gemüsereihen, wie sie die Großeltern früher hatten. Die jungen Pächter legten zunehmend Hochbeete an. Auch Nikolaus Baum zieht sein Gemüse inzwischen so. Die Hochbeete machten die Gartenarbeit leichter und für den Rücken angenehmer, sagt er.
Doch einfach nur Rollrasen auslegen, damit man möglichst wenig Aufwand hat, ist in der Anlage „Im Bärenbusch“ nicht möglich. Es gibt klare Regeln, die besagen, dass ein Drittel der Fläche mit Gemüse oder Obst bewirtschaftet werden muss. Und daran halten sich die Pächter gerne: Alois Schattka (65), der Kassierer im Verein ist, versorgt sich im Sommer mit Tomaten, Gurken, Erdbeeren, Kohl und Bohnen nur aus dem eigenen Garten. „Das schmeckt ganz anders. Ich kaufe kein frisches Gemüse mehr im Supermarkt ein.“ Der Anteil der älteren Pächter über 70 Jahren liege inzwischen bei nur noch 20 Prozent. Rund 50 Prozent seien Familien mit Kindern oder Enkelkindern. Deshalb lege der Verein großen Wert darauf, die Spielmöglichkeiten in der Anlage in Schuss zu halten. Nach längerer Umbauphase, dem Aufbau eines neuen Kletter- und Rutschturms sowie eines Sandkastens, wurde der Platz mit Unterstand und Sitzmöglichkeiten erst Ende Juni wieder eröffnet. Und vor drei Jahren sei der Verein von der Stadt als besonders kinderfreundlich ausgezeichnet worden. „Wir organisieren für den Kindergarten Bärenhöhle in jedem Jahr den Martinszug und kümmern uns um das Martinsfeuer“, berichtet Baum. Die Kita-Kinder seien im Sommer oft auf dem Gelände des Vereins. Nur in diesem Jahr sei das wegen der Corona-Krise nicht möglich. Die habe auch einen Strich durch das Sommerfest gemacht und dem Verein herbe Einnahmeverluste beschert.