Langenfeld Neue Chefärztin will bessere Behandlungen

Langenfeld. · Birgit Janssen will die Wartezeiten für psychisch erkrankte Menschen verkürzen.

Jutta Muysers, Chefärztin Forensik (l.) und der Kaufmännische Direktor Holger Höhmann begrüßten die neue Chefärztin der LVR-Klinik Birgit Janssen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die LVR-Klinik Langenfeld hat eine neue Chefärztin: Prof. Dr. Birgit Janssen leitet die Abteilung für Allgemeine Psychiatrie 2 (zuständig für den südlichen und mittleren Kreis Mettmann) und ist zudem stellvertretende Ärztliche Direktorin. Zu ihrer Amtseinführung fand in dem Landeskrankenhaus jetzt ein Wissenschaftliches Symposium zum Thema „Qualität in der Psychiatrie – neue Strategien zur Behandlungsoptimierung“ statt. Neben den Referenten Dr. Eva Meisenzahl, Prof. Dr. Wolfgang Gaebel und Prof. Dr. Peter Falkai nahmen mehr als 150 Fachleute teil.

Qualität in der psychiatrischen Arbeit und Wege zu ihrer Verbesserung ist das Fachgebiet von Birgit Janssen. Diese Qualität sei tatsächlich messbar, erklärten die Experten in einem Gespräch zur Tagung: Bei einem Patienten, der unter Depression leidet, ließen sich etwa Stimmung, Belastbarkeit und Antrieb sowie weitere sieben Nebenkriterien biologisch und/oder körperlich messen und so Aussagen über seinen Zustand treffen. „Wir sind nicht außerhalb der Medizin“, betont Wolfgang Gaebel.

Psychische Erkrankungen wirken sich auf Lebenserwartung aus

Von vier Menschen erkrankt statistisch einer im Laufe seines Lebens an einem psychischen Leiden. Die Auswirkungen auf die Lebenserwartung sind erheblich, kann sie sich doch durch die Erkrankung oder ihre Folgen um 10 bis 15 Jahre verringern. „Psychisch kranke Menschen vernachlässigen sich, vermeiden Arztbesuche oder begehen Selbstmord“, sagt Eva Meisenzahl. Umso wichtiger ist es, nach der Diagnose schnell eine qualitativ gute Behandlung zu erhalten. „Stillstand ist Rückschritt“, sagt Birgit Janssen dazu. „Gute Qualität in der Psychiatrie kann nur durch einen fortschreitenden Prozess der Behandlungsoptimierung erreicht und aufrechterhalten werden.“ Deshalb beleuchtete das wissenschaftliche Symposium in der LVR-Klinik Langenfeld die neuen Strategien zur Behandlungsoptimierung.

Von diesen Strategien sollen die Patienten unmittelbar profitieren, betont die neue Chefärztin. Tatsächlich seien viele psychische Erkrankungen gut behandelbar. Leider müssen Betroffene aktuell im Durchschnitt drei Monate warten, bis sie einen Therapeuten/Psychologen oder Psychiater finden, räumen die Psychiater ein. Das liege an den enorm gestiegenen Fallzahlen – auch in Langenfeld – und einem schlichten Ärztemangel in diesem Bereich. „Nachwuchs ist gefragt“, sagt Jutta Muysers,Chefärztin der Abteilung Forensik I.

Der volkswirtschaftliche
Schaden ist groß

Dabei seien nicht wirklich mehr Menschen psychisch krank als früher, sondern die Sensibilität für solche Krankheiten sei gestiegen. Inzwischen würden auch viele Hausärzte genügend Kenntnisse besitzen, um Patienten an Psychologen/Psychiater zu überweisen. Und dort komme es dann zu den langen Wartezeiten: „Das Gesundheitswesen gibt zu wenig Geld für die psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung aus“, klagt der Kaufmännische Direktor der LVR-Klinik, Holger Höhmann. Dabei sei der volkswirtschaftliche Schaden enorm: „Psychisch Kranke, die zu spät behandelt werden, fallen oft monatelang aus oder werden gänzlich arbeitsunfähig.“ Birgit Janssen pflichtet dem bei: „Die Betroffenen sind oft schon lange krankgeschrieben, bevor sie Hilfe erhalten.“ In der LVR-Klinik will die Chefärztin dafür sorgen, dass Patienten schneller behandelt werden: „Ich will die Verzahnung zwischen ambulanter und stationärer Behandlung verbessern; helfen, die Stigmatisierung der Patienten abzubauen, Betriebsärzte sensibilisieren, damit die Menschen schneller behandelt werden. Nur so können Krankheitszeiten verkürzt werden.“ Parallel dazu will sie sich auch darum kümmern, dass „die Qualität der medikamentösen Behandlung verbessert wird“.