Langenfeld: „Notarzt“ für Bello und Minka
Kaj Schlimme leistet bei Tieren Erste Hilfe: Mit seiner Tierambulanz kann er verunglückte Vierbeiner, Vögel und sogar Fische schnell versorgen–und retten.
Langenfeld. Wenn bei Kaj Schlimme das ans Ohr geclipste Telefon klingelt, steigt sein Blutdruck: Dann wird es Zeit, sich in den Rettungswagen zu setzen und zum Einsatzort zu fahren - jede Minute zählt. Doch es sind keine Menschen, die der 47-Jährige zu retten versucht - Tiere sind seine Patienten. Diesmal ist es das Ordnungsamt, das ihn ruft. Sofort geht er zum Einsatzwagen und fährt los.
Seit sechs Jahren betreibt er die Tierambulanz Mettmann, ist rund um die Uhr im Dienst. Alles für jeden Notfall hat er in seinem Wagen. "Ich könnte hier im Wagen einen Hund OP-fertig machen, mit Beatmung und Narkose", erklärt Schlimme.
Das Wissen dazu hat sich der gelernte Industriemeister und Pferdewirt bei verschiedenen Praktika in Tierkliniken und einigen Seminaren angeeignet. Operationen überlässt er den Tierärzten, viele anderen Behandlungen kann der Tierretter an Ort und Stelle am Tier vornehmen.
Einen guten Draht zu Tieren hatte er schon immer. Er ist mit vielen Tieren aufgewachsen und ist heute Besitzer von zwei Hunden, zwei Katzen und einem Pferd. Nebenbei beherbergt er in seiner Auffangstation 58 Reptilien. Unterstützt wird er dabei von seiner Familie. "Meine Frau Svenja kümmert sich um die Reptilien, wenn ich nicht zu Hause bin und meine Töchter entwickeln schon ein richtiges Händchen für Tiere", verrät Schlimme.
Einsatzort ist diesmal die Kindertagesstätte am Lerchenweg in Monheim. Eine junge Taube hatte sich in das Gebäude verirrt. Es dauert nicht lange, bis er das Jungtier eingefangen hat und mit der Taube in den Händen aus dem Gebäude kommt. In seinem Wagen überprüft er ihre Flügel auf Verletzungen, spreizt sie dafür ab und begutachtet das Gefieder. Das Tier ist unverletzt. Schlimme bringt es zur Vogel-Aufzuchtstation, die es unter ihre Fittiche nehmen will.
Im Monat hat Schlimme zwischen 80 und 100 Einsätze. Zudem betreut er die Schwäne an der Rheinfähre in Hitdorf, geht auch mit ihnen zum Tierarzt.
Das kurioseste Tier, das der 47-Jährige jemals transportiert hat, war ein Arapaima. Dieser Raubfisch aus dem Amazonasgebiet war illegal in einer Wohnung gehalten worden. Solche Aufträge erhält er meist von Polizei, Ordnungsamt oder Veterinäramt. Dafür fährt er jeder zu Tages- und Nachtzeit quer durch den Kreis Mettmann, Köln und Düsseldorf. Für Privataufträge fährt er aber auch in andere Städte in der Umgebung.
Die Kosten dafür, rund 40 bis 100 Euro tragen die Auftraggeber. Zwar wird er von dem Beruf nicht auf materieller Ebene reich, auf emotionaler schon. Tierretter Schlimme: "Von den Tieren bekommt man so viele positive Reaktionen. Da lohnt sich der Einsatz."