Langenfeld: Posse um Kanalanschluss

Konflikt: 60 Anwohner streiten mit der Stadt über einen Kanalanschluss. Bürgermeister räumt "grottenschlechte Kommunikation" ein.

Langenfeld. "Ich bin schockiert, dass man als Bürger in Langenfeld mit dieser Basta-Politik abgespeist wird", sagt Ute Stern. Die Unternehmensberaterin wohnt am Gossenbusch in Wiescheid und besitzt eines von 14 Häusern, die dort bislang noch nicht an den Kanal angeschlossen sind. Das will die Stadt jetzt nachholen - und zwar nicht mit einem klassischen Abwasserkanal, sondern mit einer Technik namens Druckentwässerung.

Der Plan der Stadt sieht Folgendes vor: Von der Haus-Gravener-Straße aus wird bergauf über die Ohligser Straße und den Gossenbusch eine 800Meter lange und fünf Zentimeter dicke Abwasserleitung verlegt. Die Stadt stellt an der Baumschule eine Kompressoranlage auf, die zweimal täglich 2000 Liter Abwasser den Berg hinauf pumpt.

Und das, obwohl die Anwohner zur Ohligser Straße direkt einen Abwasserkanal vor der Haustür haben. Die Nachbarn auf der anderen Straßenseite sind auch bereits daran angeschlossen. Das Problem: Direkt auf der Straßenmitte verläuft die Stadtgrenze - der Kanal gehört zur Stadt Solingen. "Ich verstehe nicht, warum wir nicht an diesen Kanal angeschlossen werden. Zumal unsere Solinger Nachbarn im Gegenzug ihr Trinkwasser aus Langenfeld beziehen", ärgert sich Ute Stern.

Bürgermeister Frank Schneider (CDU) entgegnet auf WZ-Nachfrage: "Natürlich könnten die Häuser, die direkt an der Ohligser Straße stehen, an den Solinger Kanal gehen. Aber die übrigen Häuser müssten dann doch wieder an die Druckleitung angeschlossen werden, und die wäre dann genau so lang und teuer wie jetzt auch."

Für die Stadt ist die Druckentwässerung laut Kalkulation des Tiefbauamtes um ein Viertel günstiger. Ein Freispiegelkanal würde laut Amtsleiter Wolfgang Honskamp 416000Euro kosten, die Baukosten für die Druckentwässerung liegen bei 124000Euro. Für die Hausbesitzer jedoch bedeutet diese Lösung, dass sie deutlich mehr berappen müssen. Neben den Anschlusskosten an den öffentlichen Kanal von etwa 15000 bis 25000Euro müssen sie eine eigene Druckluftpumpe zum Preis von 5000 bis 7500Euro kaufen, um ihr Abwasser in den Kanal pumpen zu können.

"Bis heute kann uns niemand sagen, mit welchem Wartungsaufwand wir zu rechnen haben", sagt Anwohner Kai Weber, Diplom-Ingenieur für Verfahrenstechnik. Ein erstes Treffen mit Bürgermeister Frank Schneider und Mitarbeitern des Tiefbauamtes habe vertagt werden müssen, weil technische Fragen der Anwohner nicht beantwortet werden konnten. "Die Informationspolitik war anfangs grottenschlecht, da gibt es nichts zu beschönigen", sagt der Bürgermeister.

Frank Schneider erklärt die strikte Haltung der Stadt so: "Wir sind verpflichtet, den Kanal im Sinne des Gebührenzahlers so günstig wie möglich zu bauen." Anwohner Volker Galonske lässt das nicht gelten: "Die Stadt stellt es so dar, als wäre der klassische Freispiegelkanal ein Luxus. Dabei ist er Standard im Stadtgebiet. Wir wollen ja nur so behandelt werden wie jeder andere auch." Und er stellt klar: "Wir wollen an den Kanal angeschlossen werden. Aber wir wollen nicht die Konsequenzen für eine Technik tragen, die nicht ausgereift ist." Bürgermeister Schneider dagegen verweist darauf, dass die Stadt die Druckentwässerung bereits seit zehn Jahren verbaue.

Die Ausschreibung für den Kanal ist erfolgt, der Auftrag vergeben. Im November sollen die Arbeiten laut Schneider beginnen und im Dezember abgeschlossen sein. Die Anwohner sind darüber nach eigener Angabe noch nicht informiert worden. Sie wollen sich an den Petitionsausschuss des Landtags wenden, damit er das Vorgehen der Stadt prüft.