Langenfeld: Schaulaufen vor Sandhaufen

Marktplatz: Mit der Modenschau an der Baustelle konnten die Geschäftsleute auf sich aufmerksam machen.

Langenfeld. Dass Bauarbeiter eine ganz eigene Erotik haben, weiß frau nicht erst seit der Werbung eines bekannten Getränke-Herstellers. Die Einzelhändler am Marktplatz schickten jetzt mit Hilfe der Agentur von Véronique Kern knackige männliche Models - und auch weibliche - in sexy Schlafanzügen, Badehosen und Helm über den Laufsteg. Die Marktplatz-Baustelle im Herzen Langenfelds diente als ungewöhnliche Kulisse für die Modenschau.

Die Einzelhändler rund um den Markt sehen sich vor dem Problem, dass die Baustelle die Kundschaft fernhalten könnte. Deshalb läuft schon seit einiger Zeit mit Unterstützung des Citymanagements ein spezielles Programm, um den Platz dennoch attraktiv zu halten und die Menschen in die Innenstadt zu lotsen. Der eigens aufgelegte Baustellenkalender vermittelt für fünf Euro nicht nur einen Überblick über die Aktionen bis in den September, sondern soll als Rabattheft einen zusätzlichen Anreiz zur Einkaufstour bieten.

Die Modemacher setzen auf Schwarz. Ob Schwarz von Kopf bis Fuß oder kombiniert mit fröhlich bunten Mustern oder kühlem Weiß - Hauptsache elegant. Insgesamt dreimal liefen die Models am Samstagnachmittag vor Sandhügeln und Schuttcontainern über den Laufsteg. Sie führten Stücke der umliegenden Geschäfte vor. Für Kinder gab es Regenmäntelchen, Gummistiefel und Schirme zu sehen.

Nicht nur junge und dünne Menschen mögen´s modisch. Ein Model mit grauem Haar belegt, dass auch ältere Damen, die etwas mehr auf die Waage bringen, schick gekleidet sein können.

Als besonders Bonbon führte die Opernsängerin Jana Hruby, Sopranistin an der Leipziger Oper mit appetitlicher Kleidergröße44, Schickes für Damen vor, die eher normalgewichtig bis mollig sind - wie die meisten Menschen. Hruby ließ sich im Anschluss an die Kleiderschau auch zu einer À-capella-Gesangseinlage überreden. Sie verwandelte für einige Minuten den Bauplatz in einen "Opernplatz". Dafür erntete sie begeisterten Beifall.

"Ich bin extra wegen der Modenschau hergekommen", sagt Sabine Müller (42) aus Langenfeld. "Ich fand’s gut, dass auch eine mollige Dame bei den Models dabei war. Bloß die Techno-Musik passt nicht. Nur laut und nicht peppig." Vom Baustellenkalender hat sie zwar schon gehört, kennt diesen aber nicht.

Brillen, Accessoires und Schmuck wurden präsentiert. Wer allerdings ein männliches Mannequin mit rosa Seidenschal und Schlangenleder-Täschchen ausstattet hat, bewies damit vielleicht ein nicht ganz so gutes Händchen in Modedingen.

"Diese Aktionen sind für unsere Kundschaft", sagt Heinz Rehm (59), Juwelier am Marktplatz. "Der Kalender hat mitgeholfen, Kunden zum Marktplatz zu bringen - auch neue Kunden."

Zum Abschluss setzte die 30-jährige Sängerin Lima mit ihren deutschsprachigen Hip-Hop-Liedern einen weiteren Akzent.