Langenfeld/Schürreskarren-Rennen: Spannend wie am Nürburgring
Die Tradition lebt. Berghausen feiert die besten Schubkarren-Fahrer
Langenfeld. Ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen. In der Kurve trägt es den Rennfahrer hinaus. Sanitäter müssen den Verletzten abtransportieren.
Was sich mitunter sogar spannender als das Rennen auf dem Nürburgring gestaltet, ist das jährliche Schürreskarren-Rennen in Berghausen. Seit 80 Jahren treffen sich Berghausener Kirmesjonge und Angehörige befreundeter Vereine, um mit hölzerner Schubkarre einen leeren Zinkeimer auf einer Strecke von etwa 1000 Metern ins Ziel zu bringen, ohne den Eimer zu verlieren. Besondere Schwierigkeit: Vor dem Start und am Boxenstop muss jeweils ein Bier auf ex getrunken werden.
Seit den 70er Jahren sind in dem ursprünglich ausschließlich für Männer gegründeten Verein Frauen zugelassen. Die Damen der kFD-Theatergruppe (katholische Frauen Deutschlands) starten in Polyesterkleidern, Perlenkette und Handtäschchen. Die Laienspielgruppe muss statt Bier Likör und Kuchen konsumieren. Stilecht eben.
Die Jüngsten ab fünf Jahren starten mit Kettcars. Das Rennen der Rollatoren geht sehr gemächlich zu. Hinter den orthopädischen Gehhilfen laufen keine Senioren. An die Zuschauerinnen werden während des "Rennens" Rosen verteilt.
"Tradition ist hier im Dorf sehr wichtig", sagt Sabine Brinkmann (37), eine der sechs Damen vom kFD. Sie ist die Enkelin des Schürreskarren-Rennen-Erfinders Fritz Decker. 1929 hat er den 1. Preis beim Schubkarren-Wettlauf gewonnen. "Ich bin als Kind schon mit dem Kettcar gefahren, aber heute ist mein erstes Karren-Rennen", sagt Sabine Brinkmann.
Am Freitagabend fand die Kirmes ihren Auftakt mit einer Beach Party für die Jugend. Siegfried Schultk (51), Vorsitzender der Kirmesjonge, zeigt sich zufrieden mit den Besucherzahlen. "Die Oldie Night am Samstag war mit etwa 400 Leuten super besucht", sagt Schultk. Höhepunkt war der Auftritt der niederländischen Frauen-Band "Pussycat".
Am Montag wartet die traditionelle Beerdigung des Zachäus auf "Trauergäste". Zachäus, aus der Bibel als Schlitzohr bekannt, der sich vom Betrüger zum reuigen Wohltäter wandelt, ist der Schutzpatron der Kirmesjonge. Eine Puppe muss für die "Beerdigung" herhalten. 2010 wird sie zu Beginn der Berghausener Kirmes "auferstehen". Auch Live-Musik und Verlosung von kleinen Geldpreisen sollen dann noch einmal Besucher anlocken.