Langenfeld Schwänzen: „Meist sind die Eltern die Ursache“

Langenfeld · Im Schulausschuss berichtet der für Schulabsentismus zuständige Sozialarbeiter über die Schwierigkeiten seiner Aufgabe.

Jerome Schneider kennt sich mit Schulschwänzern aus.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Wenn ein Schüler dem Leistungsdruck in der Schule oder garstigen Mitschülern ausweichen will, gibt es dafür viele populäre Ausdrücke: Schwänzen, Blaumachen oder Krankfeiern. Oder eben Schulabsentismus. „Die Definition variiert von Land zu Land und kann auch von Schulbezirk zu Schulbezirk unterschiedlich sein“, sagt Jerome Schneider, bei der Stadt Langenfeld für die Thematik zuständig. Ab wann man von Schulabsentismus spreche, hänge von den Richtlinien und den Gesetzen des jeweiligen Landes ab. Eine Schule könne daher den Schulabsentismus melden, wenn ein Schüler eine bestimmte Anzahl von unentschuldigten Fehlstunden während eines Zeitraums (etwa eines Schulhalbjahres oder eines Schuljahres) erreicht.

Die Gründe fürs Blaumachen sind vielfältig: Mobbing, das Gefühl von Überforderung, sei es aufgrund von schlechten Noten, Prüfungsstress oder einem unangemessenen Druck von Eltern oder Lehrern, schwierige familiäre Umstände wie Scheidung, häusliche Gewalt oder finanzielle Probleme. Manche Schüler hielten auch einfach den Unterricht für irrelevant und uninteressant. Auch Jugendliche mit Suchtproblemen wendeten ihre Zeit und Energie lieber für den Konsum von Drogen oder Alkohol als für die Schule auf. Schüler mit Fluchthintergrund empfänden Schule oft wegen sprachlicher Barrieren als belastend.

Alle diese möglichen Gründe spielten aber in der täglichen Arbeit eine untergeordnete Rolle, sagte Schneider kürzlich im Schulausschuss: „Meist ist das Erziehungsverhalten der Eltern ursächlich für Schulabsentismus.“ Vielfach hätten diese Eltern es schon im Kitaalter ihrer Kinder nicht vermocht, ein klares Erziehungskonzept zu entwickeln, es fehle eine gemeinsame Basis mit dem Kind. „Wenn sich das Kind dann morgens weigert, in die Schule zu gehen, haben sie keine Idee, wie sie damit umgehen sollen“, so Schneider. Das sei auch der Grund, warum sich viele Fälle über einen längeren Zeitraum hinzögen, mit einigen Schülern habe er bereits zu tun, seitdem er die Stelle angetreten hat.

In den Fällen, in denen das Problem in der Schule angesiedelt ist, etwa bei Mobbing, verhelfe ihm oft die Zusammenarbeit mit Schulleitung, Beratungslehrern und Sozialarbeitern zum Erfolg. Er sei gerade dabei, die Kinderärzte mit ins Boot zu holen, weil diese ja einzelne Schüler immer wieder mit einer Krankschreibung versorgten. „Warum spielen diese nicht den Ball an die Eltern zurück?“, so Schneider. Würde er frühzeitig über länger andauernde oder wiederholte Krankschreibungen informiert, könnte er rechtzeitig eingreifen. Überhaupt sei er im Begriff, mit den weiterführenden Schulen ein Frühwarnsystem zu erarbeiten: „Wichtig ist in dem Zusammenhang ein einheitliches Vorgehen aller Schulen und eine Einigung auf gemeinsame Kriterien, ab wann Schülerinnen und Schüler gemeldet werden sollen.“

Über die erfolgreich abgeschlossenen Fälle führe er keine gesonderte Statistik, erklärte Schneider auf Nachfrage, zumal die Abgrenzung schwierig sei. „Ist es ein Erfolg, wenn das Kind vorübergehend wieder angekommen ist oder wenn es dauerhaft am Unterricht teilnimmt?“ Auf Nachfrage von Thomas Skandalis, dem Vorsitzenden des Integrationsrates, erklärt er, dass Schüler mit Migrationshintergrund „nicht überrepräsentiert“ seien.