Langenfeld Migranten werden noch von der Familie gepflegt
Langenfeld/Monheim · Serie Wir pflegen
Die zahlreichen Gastarbeiter von einst, die beim Wiederaufbau Deutschlands tatkräftig mit Hand anlegten und ihren Anteil am Wirtschaftswunder haben, sind mittlerweile in die Jahre gekommen. Einige von ihnen mögen Deutschland längst verlassen haben und ihren Lebensabend in der Heimat verbringen. Doch ein Großteil derer, die in den 1960er und 1970er Jahren als junge Männer und Frauen nach Deutschland kamen, haben hier Wurzeln geschlagen, Familien gegründet und leben heute als Senioren unter uns. Senioren, die, wie viele andere in ihrem Alter auch, pflegebedürftig sind.
Rund fünf Millionen Menschen sind laut dem Statistischen Bundesamt in Deutschland aktuell pflegebedürftig. Um 2010 lag die Anzahl der pflegebedürftigen Migranten im Land bei gut zehn Prozent. Das wären aktuell 500 000 Menschen. Inzwischen dürfte diese Zahl allerdings etwas höher sein. In den stationären Pflegeeinrichtungen sind sie dennoch kaum anzutreffen, wie eine Umfrage bei den umliegenden Häusern im Kreis zeigt.
Nicole Falley etwa, Abteilungsleiterin der Caritas Pflegestation im Kreis Mettmann, beschäftigt sich schon länger mit dem Thema. Auch sie weiß, dass die Zahl der pflegebedürftigen Menschen mit Migrationshintergrund tendenziell steigt. Und obwohl die Caritas einen katholischen Hintergrund hat, stehen ihre Einrichtungen allen Menschen offen. Pflegebedürftige mit Migrationshintergrund gebe es in den Caritas-Einrichtungen aber nur sehr wenige. „Der Hintergrund ist, dass es in diesen Fällen einen völlig anderen Familienverbund gibt“, erklärt Falley. Pflegebedürftige Migranten würden sehr häufig von Familienangehörigen gepflegt. Besonders bei Menschen muslimischen Glaubens, sagt sie, gebe es eine größere Hürde. Häufig würden in diesen Kulturkreisen, wenn die Pflege schon an Fremde delegiert werde, männliche Pfleger die Pflege der Männer übernehmen, Pflegerinnen die der Frauen. Eine andere mögliche Hürde könnte auch eine noch immer vorhandene Sprachbarriere sein sowie der Zugang zu einer entsprechenden Pflegeberatung.
Was mögliche Sprachbarrieren betrifft, scheinen einige Einrichtungen aufzurüsten. „In Langenfeld etwa haben wir mehrere Kollegen mit Migrationshintergrund, die auch bei der Pflege von und der Kommunikation mit Menschen mit Migrationshintergrund unterstützen“, sagt Falley.
Auch die Diakoniestation für Langenfeld und Monheim, mit einem evangelischen Hintergrund, berichtet von kaum nennenswerten Zahlen von Menschen mit Migrationshintergrund. „Anfragen diesbezüglich kommen bei uns gar nicht an“, berichtet eine Mitarbeiterin. Aus ihrer Zeit bei einem ambulanten Pflegedienst mit dem Schwerpunkt einer kultursensiblen Pflege weiß sie, dass Menschen mit Migrationshintergrund eher zu Hause von der Familie gepflegt werden. Nur in Ausnahmefällen wird von ambulanten Pflegediensten Unterstützung angenommen.
Bei der kultursensiblen Pflege geht es darum, kulturelle und religiöse Bedürfnisse der Pflegebedürftigen zu erkennen und diesen nachzugehen. Dabei können besondere Hygienemaßnahmen eine Rolle spielen ebenso wie Ernährungsregeln, etwa koscheres Essen.
In Düsseldorf beispielsweise betreibt die jüdische Gemeinde seit den 1970er-Jahren ein jüdisches Altenpflegeheim. Die Einrichtung hat eine koschere Küche, jüdische Feiertage werden dort gefeiert. Die Einrichtung bietet Platz für 110 Senioren.