Langenfeld/Szene: Graffiti - Legales Spiel ohne Regeln

Drei Sprayer der alten Schule gestalten die Skateranlage im Freizeitpark um.

Langenfeld. Zwei ältere Damen bleiben kopfschüttelnd stehen und beobachten für ein paar Sekunden die Szene. Dass sie beobachtet werden, daran haben sich Alfons (24) und Rüdiger (25) gewöhnt. Oft werden sie als Kriminelle dargestellt, deshalb wollen sie auch ihre Nachnamen nicht preisgeben. Ob sie ihre echten Vornamen nennen, ist auch nicht sicher. Der eine studiert Grafikdesign, der andere Betriebswirtschaft. Sie sind Sprayer, doch sie sind weit davon entfernt, etwas Illegales zu tun.

"Wir sind mit ein paar anderen übrig geblieben", sagt Alfons. Sie kennen sich schon aus Schulzeiten und haben ihren Stil immer weiter entwickelt. Man kennt sich innerhalb der Szene. Die war in Langenfeld einmal größer und man traf sich - in Aachen, Kassel oder sonst irgendwo. Doch viele haben inzwischen aufgehört. Nicht jeder bleibt so lange dabei wie die beiden. Sie arbeiten schon seit fünf Jahren mit dem Langenfelder Jugendamt zusammen und sind stets auf der Suche nach "legalen Wänden".

Der aktuelle Auftrag ist besonders reizvoll: die Skateranlage am Freizeitpark. Etwas Besseres gibt es kaum, denn beide Szenen gehören irgendwie zusammen. So haben sich die insgesamt fünf Jugendlichen auch vorher beraten, um ein Gesamtkunstwerk entstehen zu lassen. Dass ihre Künstlernamen gesprayt werden, ist klar: Da ist jetzt zum Beispiel "sec", "keys" und "take" zu lesen. Buchstaben, die kunstvoll ineinander verschlungen sind, dreidimensional mit Schatten und Verzerrungen. Der Unbedarfte muss ein wenig rätseln, bevor er hinter das Geheimnis des Bildes kommt. Regeln gibt es nicht.

Wer aber die jungen Leute bei der Arbeit beobachtet, der sieht, wie schwierig der Entstehungsprozess ist. Schritt für Schritt muss gut geplant werden, immer wieder wird das angelegte Bild mit Abstand betrachtet und das Werden kritisch beobachtet.

Entstehung: Das "graffito" (vulgärlatein für"mit dem Griffel kratzen") geht in den 1970ern in die Hiphop-Kultur vonNew York ein und verbreitete sich von dort nach Europa. Mitglieder derSzene werden "Writer" genannt.

Formen: Es gibt verschiedene Arten von Graffiti: die "Tags"sind Schriftzüge, oft die Namen der Künstler; "Characters" sind Figurenoder ganze Bilder.

Objekte: Besonders beliebt sind Autobahnbrücken, Mauern undEisenbahnwaggons ("Wholecars"). Verpönt unter Graffitikünstlern ist dasBeschmieren von Denkmälern, Gräbern, Schulen und Autos.