Langenfeld: Training der blinden Engel
Die Inliner der Rolling Angels üben für den „capp-Sport-cupp“. Dort werden sie als Begleitläufer für Blinde und Sehbehinderte aus Nürnberg mitmachen.
Langenfeld. Sabine Platzek verbindet sich die Augen. Alles ist dunkel. Nun ist sie blind. Etwas berührt ihre Hand. Sie greift zu. "Können wir los?", hört sie ihre Freundin Gabi Kecker sagen. "Ja", antwortet sie. Langsam setzt sie sich in Bewegung. Sie ist noch nie zuvor mit verbundenen Augen gefahren. Die sonst so sicheren Schritte mit den Inline-Skates sind dieses Mal sehr unsicher. Es steht wieder der capp-Sport-cup (cSc) vor der Tür.
Seit vergangenem Jahr haben die Skater der Rolling Angels eine neue Berufung im Rahmen des integrativen Sportfestes für sich entdeckt. "Es wurden Begleitläufer für einige Blinde und Sehbehinderte aus Nürnberg gesucht. Auf diese Anzeige haben wir uns gemeldet", so Übungsleiter Alfred Hentschel. Auch dieses Jahr haben sich wieder sechs Fahrer aus dem Verein aus Franken angemeldet. Um sich besser auf die Situation einzustellen, wird an diesem Sonntag geübt. Dazu verbinden sich drei der Läufer die Augen, um blind zu fahren.
Langsam und vorsichtig fahren Sabine und ihre Führerin durch die Sporthalle der Brüder-Grimm-Grundschule. "Und jetzt nach links", hört sie ihre Partnerin. Sie spürt einen leichten Zug an ihrer Hand und folgt ihr. Sie ist froh, dass das Training in der Halle stattfindet. "Die kenne ich, aber auf der Straße müsste man wegen Unebenheiten, wie Teerfugen aufpassen. Da ist man viel unsicherer", erläutert die 48-Jährige.
"In dieser Situation ist besonders das Vertrauen in den Partner sehr wichtig", weiß Gabi Kecker. Auch sie ist schon blind gefahren. "Man muss sich auf den anderen verlassen können", verrät sie. Ihr ist auch bewusst, dass sie die Verantwortung für ihren blinden Partner hat. "Ich muss die ganze Zeit aufpassen und kann nicht einfach vor mich hinträumen", sagt die 52-Jährige.
Gisela Maslovaric hat schon im vergangenen Jahr einen Blinden geführt. "Wir haben zu zweit geführt. Einer kümmert sich um den Blinden und nimmt ihn an die Hand, der andere kündigt früh Hindernisse an", erklärt sie.
Doch so vorsichtig wie die Rolling Angels sind die Blinden bei weitem nicht. "Die sind es ja gewohnt, nichts zu sehen. Deshalb sind die auch schneller als man denken würde. Am Anfang sind sie uns fast davon gefahren", verrät die 52-Jährige.
Nach einiger Zeit hört Sabine die erlösenden Worte. "Wir halten jetzt an", sagt Gabi. Schon früh fangen beide vorsichtig zu bremsen an. Als sie endlich steht, nimmt sie ihre Augenbinde ab. Sie zwinkert mit den Augen. Noch ist alles verschwommen, doch langsam gewöhnen sich ihre Augen wieder an das Licht.