Bestatter - Corona vermehrt und erschwert die Arbeit Wenn Abstand die Trauer erschwert

Langenfeld/Monheim. · Die Bestatter sind während der andauernden Corona-Pandemie auch Krisenmanager und Psychologen. Außerdem müssen sie bei ihrer Arbeit streng auf Hygienemaßnahmen achten sowie viele Regeln und Vorschriften einhalten.

Tanja Flabb und Kristina Heger (v.r.) müssen als Bestatterinnen noch mehr auf Hygiene achten.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

„Wir sind häufig als Psychologen gefragt“, nennt Tanja Flabb den prägenden Eindruck der letzten Monate. „Die Situation ist für die Angehörigen oftmals sehr belastend“, sagt Peter Kreuer. Beide sind Bestattungsunternehmer, die sich in der Corona-Zeit ganz speziellen Herausforderungen gegenüber gestellt sehen. Die Haanerin Tanja Flabb leitet seit Anfang 2019 auch das Institut Fürtsch in Langenfeld, und Peter Kreuer führt mit seinem Bruder Karl das seit 1768 in Monheim in der Poetengasse ansässige Unternehmen.

Die Zahl der Bestattungen ist seit Beginn der Pandemie nicht auffallend gestiegen. Bei Kreuer sind es durchschnittlich 12 bis 18 im Monat. Aber Corona habe die Arbeitsbedingungen entscheidend erschwert, sagt er und nennt ein Beispiel: Wenn der Bestatter von den Angehörigen eines Heimbewohners bei dessen Tod gerufen werde, müsse er vorsorglich mit Schutzausrüstung kommen und vor Betreten der Einrichtung einen Schnelltest absolvieren. Wenn tatsächlich Covid 19 als Todesursache belegt sei (oder nicht ausgeschlossen werden kann), arbeiteten die Bestatter mit Vollschutz-Kitteln, doppelten Handschuhen, Visier und desinfizierten umfänglich. Auch der Verstorbene wird mit einer Maske versehen, weil beim Bewegen der Leiche noch Aerosole freigesetzt werden könnten. Der in desinfizierte Tücher gehüllte Leichnam werde in einem hygienisch gesicherten Leichensack transportiert und in einen verschlossenen und versiegelten Sarg gelegt. „Verabschiedungen am offen Sarg sind leider nicht möglich“, so Kreuer. Das erschwere die Trauerarbeit. „Es gab Fälle, in denen Pflegeheimbewohner schon längere Zeit keinen Kontakt mehr hatten. Angehörigen fehlte die Möglichkeit, Abschied zu nehmen“, nennt Flabb Einzelfälle, die intensive Gespräche mit den Angehörigen erfordern.

Der unmittelbare Umgang mit Corona-Fällen berge für die Bestatter und ihre Mitarbeiter durchaus Ansteckungsgefahren. Bisher blieben die Bemühungen des Bestatter-Verbandes zumindest in NRW ungehört, nach denen die Branche – ähnlich den Pflegekräften – als systemrelevant eingeordnet werden soll. Das wäre wichtig, um besser an notwendige Hygienemittel zu kommen, und könnte auch auf die vorzeitige Schutzimpfung der Mitarbeiter hoffen lassen. „Der Verstorbene kann in jeder erdenklichen Weise bestattet werden, beispielsweise auch im Sarg“, widerspricht Flabb der irrigen Auffassung, es gäbe für Covid-19-Tote Einschränkungen oder sogar die Vorgabe der Feuerbestattung. Allerdings steige der Anteil der Feuerbestattungen weiter auf mehr als 80 Prozent. Die Trauerfeiern seien hinsichtlich der Teilnehmerzahl eingeschränkt, und jeder Friedhof habe sein eigenes Hygienekonzept. In Monheim dürften statt 60 Personen nur 20 in die Kapelle auf dem Waldfriedhof, in Hitdorf bleibe die kleine Kapelle ganz geschlossen, auch in Langenfeld am Katholischen Friedhof „Auf dem Sändchen“ müssten die maximal 20 Gäste vor dem Weg in die Trauerhalle ihre Personalien registrieren lassen. Dem Bestatter sei es auferlegt, die Zahlen zu prüfen und eventuell auch Trauernde abzuweisen. In den Anfängen der Pandemie wurden Beerdigungen zunächst verschoben, bis „man sich wieder treffen kann“. Ein Jahr später weiß Kreuer: „Die Idee hat keiner mehr“. Denkbar sind auch „alternative Trauerfeiern, bis hin zur Videokonferenz“ beschreibt Flabb denkbare Varianten.