Frauen im Rat in Monheim Greenpeace und Amnesty International prägten SPD-Frau
Monheim. · Stefanie Rohm ist zwar nicht ganz neu im Rat, hat aber Sprecherfunktionen für die SPD übernommen, etwa im Inkluso. Hauptberuflich leitet die 60-Jährige das Louise-Schröder-Haus in Monheim.
Stefanie Rohm gehört zu den Frauen, die nach der Kinderzeit den Weg in die Politik finden. Sie ist 60 Jahre alt und seit 2006 Mitglied in der Monheimer SPD, seit 2014 Ratsfrau. Heute spricht sie im Ausschuss für Soziales und Ordnung (Inkluso) sowie im Kulturausschuss für ihre Partei.
Die Diplom-Betriebswirtin, die auch Kunstgeschichte studiert hat, hat sich schon früh politisch engagiert. „Für Greenpeace und bei Amnesty International an der Uni“, erinnert sie sich an die Studienzeit. Dann kamen die Kinder, ein Sohn (31) und eine Tochter (21). 2006, im Rahmen ihrer Elternarbeit in der Awo-Kita an der Knipprather Straße, wollte sie etwas gegen die drohende Schließung tun. „Und da ich immer schon eine Sympathisantin der SPD war mit grünen Ansichten“, hat sie sich umgeschaut und sich näher mit der Monheimer SPD beschäftigt. Sie wurde aktiv – auch gegen den Bau eines Parkhauses am Rheinufer. „Das fing alles sehr langsam an“, sagt sie. Sie wurde Beisitzerin, hat als sachkundige Bürgerin an den Ratssitzungen teilgenommen. Ganz klassisch hat sie den Weg durchlaufen – bis heute. Wobei es mit der SPD in den vergangenen Jahren nicht bergauf gegangen ist. „Die Stimmen sind weggebrochen“, bedauert sie. Die Mehrheiten haben sich geändert. „Es gab immer weniger Mandate. Das ist frustrierend. Aber ich bin bewusst dabei geblieben. Ich bin idealistisch genug“, begründet sie überzeugt. Außerdem will sie die Zeit nutzen, mehr junge Leute für die SPD und die politische Arbeit zu begeistern. „Wir brauchen eine gute Mischung“, sagt sie.
Sie ist neugierig und geht Diskussionen nicht aus dem Weg
Den ersten Ratszyklus nach der Wahl fand sie sehr spannend. „Es gibt einige neue Gesichter.“ Die neue Vielfalt begrüßt sie sehr. „Ich bin ein sehr neugieriger Mensch und mag auch kontroverse Diskussionen“, beschreibt sie ihre Haltung. In ihrem Elternhaus – christlich-demokratisch geprägt – habe sie gelernt, die Meinung anderer Menschen zu akzeptieren. „Ich bin sehr tolerant.“
Diese Haltung vertritt sie auch im Ausschuss für Inklusion, Soziales und Ordnung (Inkluso). „Als Leiterin einer Senioreneinrichtung merke ich, wo der Schuh drückt.“ Sie setzt sich deshalb bewusst für die Bedürfnisse älterer Menschen ein. Altersarmut etwa, vor allem bei Frauen, ist für sie ein großes Thema. Auch für ein Hospiz vor Ort kämpft sie, da das nahegelegene Hospiz in Garath nur wenige Plätze habe. Ebenso drängend sei das Thema Demenz und Pflege. „Das ist ein Tabuthema“, berichtet sie aus ihrem Arbeitsalltag. Ältere Menschen würden sich damit nicht gern auseinandersetzen. Deshalb müsse es mehr Informationen geben. „Viele ältere Menschen sind zu bescheiden, um Hilfe anzunehmen. Das ist ein wichtiges gesellschaftliches Thema“, sagt sie, zumal auch zunehmend Menschen mit Migrationshintergrund betroffen seien, so genannte kultursensible Senioren. Viele Probleme rund um Demenz ließen sich nicht mehr zuhause lösen. Frauen, die sich früher gekümmert hätten, seien heute selbst berufstätig. „Die Gesellschaft verändert sich“, so Rohm. „Und darauf müssen wir frühzeitig reagieren, nicht erst, wenn wir hohe Fallzahlen haben.“ Dafür will sie schwerpunktmäßig im Inkluso werben.
Eher bremsen würde sie gern im Kulturausschuss, obwohl sie Fan moderner Kunst ist. „Die Kosten für Kunst im öffentlichen Raum sind zu hoch“, findet sie. Man müsse nicht immer so hochkarätig einkaufen. Sie wünscht sich mehr Augenmaß bei der Auswahl von Werken und vor allem: „dass mehr junge Künstler gefördert werden“.
Darüber hinaus hält sie Kunstpatenschaften für eine gute Idee. „Die Stadt muss ja nicht alles aus eigener Kasse zahlen, sondern könnte sich um Sponsoring bemühen.“ Denn man wisse nicht, wo die Reise in den nächsten zehn Jahren hingeht. Mit Blick auf die Kulturraffinerie K 714 weist sie auf die Konkurrenz zu Köln und Düsseldorf hin.
Die Arbeit, die im Sojus geleistet wird, schätzt sie als Sozialdemokratin hingegen sehr. „Da werden neue Formate ausprobiert und es gibt alternative Kunst.“ Darüber hinaus sei das Soziokulturelle Zentrum aus der Selbstverwaltung entstanden. „Die Vielfalt muss wachsen“, fasst sie ihr Credo zusammen. Sie selbst ist gern in den Museen der Region unterwegs, ist leidenschaftliche Leserin und eine treue Kundin der Bücherstube Rossbach.