Langenfeld rüstet sich Drei Jahre nach der Flut gibt es mehr Schutz

Langenfeld · Auch wenn nicht alles auf Anhieb nach Plan verlaufen ist, hat die Stadt bereits einiges für den Schutz vor Starkregen getan: Der große Staukanal unter der Poststraße ist jetzt funktionstüchtig und auch die Flutmulde am Kaisersbusch kann jetzt ausreichend Wasser aufnehmen.

Der Staukanal an der Poststraße soll künftig die Anwohner von Akazienallee und Poststraße bei Starkregen besser schützen. Er ist jetzt fertig.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Schreck und Erstaunen waren groß, als der Immigrather Bach im September vergangenen Jahres wieder die Keller am Kaisersbusch geflutet hat. Schon 2018 und 2021 hatten die Anwohner bei den starken Regenfällen alle Hände voll zu tun, ihre Räume wieder trocken zu bekommen. Die Flutmulde am Kaisersbusch in Langenfeld war nach der Starkregenkatastrophe 2021 angelegt worden und hat bei einem starken Regenguss im September vergangenen Jahres versagt. Der Überlauf war nicht angesprungen.

Das soll jetzt nicht mehr passieren. Es wurde ein zusätzlicher Überlauf im Gladbach angelegt, der bei hohen Wasserständen das Wasser nun in die Mulde leitet. Das entlastet auch den Immigrather Bach, der durch die Wohnsiedlung Kaisersbusch fließt. Beim Zusammentreffen muss dieser nun nicht mehr die vollständige Wassermenge des Gladbachs aufnehmen.

Nach dem Starkregen 2021 schleppten Bürger an der Akazienallee Sandsäcke, um sich und ihre Häuser zu schützen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Das ist ein Baustein, der nach der Starkregenkatastrophe 2021 beschlossen und inzwischen umgesetzt wurde.

Die Flutmulde am Kaisersbusch ist ausgebaut und nach einer ersten Panne wieder funktionstüchtig.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

In Betrieb genommen wurde im Oktober des vergangenen Jahres auch der riesige Staukanal unter der Poststraße, der künftig Anwohner von Poststraße und Akazienallee bei Starkregen schützen soll. Denn auch dort war die Betroffenheit 2021 groß. Bewohner schleppten Sandsäcke, um sich und ihre Häuser zu schützen, während andere ihre Keller auspumpten – mit Unterstützung der Feuerwehr.

Das große Aufräumen an der Straße Rietherbach nach der Starkregenkatastrophe 2021. Dort war der Viehbach in Keller und Wohnräume geflossen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Im Gebiet Rietherbach, wo der sonst so zahme Viehbach über die Ufer getreten war, ist noch keine Hilfe in Sicht. Denn die Umsetzung einiger Maßnahmen hängt von den Verhandlungen mit den Grundstückeigentümern ab, die zur Sicherung des Wohngebiets Grundstücke abgeben müssten, um Retentionsflächen zu schaffen. „Wir haben Lösungsmöglichkeiten entwickelt und prüfen diese gerade“, sagt Volker Ritzmann vom städtischen Referat Umwelt, Verkehr, Tiefbau. Planungsdezernent Thomas Küppers appelliert in diesem Zusammenhang an die soziale Verantwortung von Grundstücks- und Immobilieneigentümern gegenüber der Gemeinschaft.

Die Stadt hat nun auch eine Lösung im Blick, die mehreren Gebieten Schutz geben kann. In Kooperation mit dem BUND könnten in Langenfelds Wäldern Schotten in Gräben gesetzt werden, damit das Wasser bei Starkregen nicht in Vieh- oder Burbach fließen kann. „Das würde der BUND übernehmen. Händisch“, erläutert Ritzmann. Denn mit schwerem Gerät könne man in den Waldgebieten nur schwer arbeiten.

Die Feuerwehr war 2021 im Dauereinsatz. „Die Bewohner rund um die Straße Rietherbach waren am stärksten betroffen“, sagt Marcus Jagieniak, Leiter der Brandschutzdienststelle und stellvertretender Referatsleiter, der in der Nacht vom 13. auf den 14. Juli 2021 in der Stabsstelle die Katastrophe miterlebt hat.

Kaisersbusch und die Akazienallee waren weitere Schwerpunkte. „Wir haben das Ausmaß der Flut schnell erkannt und Einsatzkräfte angefordert, beim Kreis Mettmann, dem Land und dem Innenministerium. Sogar aus Steinfurt kam Hilfe.“

Wiesen wurden überschwemmt
und Häuser geflutet

Betroffen waren auch die Anwohner am Ohrenbusch/Wieselweg in Reusrath. Bei dem Starkregenereignis 2021 waren die umliegenden Wiesen und Flächen überschwemmt worden. Auch Häuser wurden geflutet.

Wie das von Birgit Theilenberg am Locher Weg. 110 000 Euro Schaden hat der Regen verursacht. „Wir kennen das Problem schon lange“, sagt Theilenberg. Bei starkem Regen sei ihr Garten häufig überschwemmt worden. Doch 2021 sei das Wasser auch ins Haus gekommen und habe große Schäden angerichtet. Sie ist deshalb froh, dass sich nun etwas tun soll.

Das bestehende Rückhaltebecken Am Ohrenbusch soll nun zu einem Versickerungsbecken umgebaut werden und sich künftig über das gesamte Grundstück erstrecken. Das Erdbecken wird etwa einen Meter tiefer werden als das jetzige. Das Volumen des neuen Versickerungsbeckens wird dann mehr als 2700 Kubikmeter umfassen.

Das entspricht dem erforderlichen Speichervolumen für ein angenommenes Regenereignis, wie es alle zehn Jahre zu erwarten ist. Bestenfalls wird die Stadt 2025 mit den ersten Arbeiten beginnen, hieß es nach den Haushaltsberatungen. Das aktuell umzäunte Grundstück der Beckenanlage ist etwa 3500 Quadratmeter groß.

Eine Fläche für den Bau eines Regenrückhaltebeckens am Immigrather Platz hat die Stadt Langenfeld bereits erworben. Die Planungen laufen.

Die Umlegung des Viehbachs im Bereich der Schwanenmühle ist noch nicht in Angriff genommen. Die Stadt hat dem Projekt des Bergisch-Rheinischen-Wasserverbands zugestimmt. Der habe sich noch nicht zu einem Zeitrahmen geäußert, heißt es bei der Stadt. Ein Plangenehmigungsverfahren ist dafür notwendig. Das fordert der Kreis Mettmann.

Das Thema „Pegelsensoren“ könnte bald ebenfalls mit Leben gefüllt werden. Die vakante, dafür zuständige Stelle, könnte zeitnah besetzt werden, heißt es bei der Stadt. Mit den bereits angeschafften Sensoren können die Pegelstände der Bäche überwacht werden.

(og)