Landwirtschaft in Monheim Wie ein Bauer und eine Biologin auf den Ackerbau blicken

Monheim · Naturschutz und Landwirtschaft gehen nicht immer Hand in Hand. Bei einer Fahrt durch das Landschaftsschutzgebiet erläuterten zwei Seiten ihre Sichtweise: Bauer Robert Bossmann und Elke Löpke von der Biologischen Station.

Auf einer Planwagenfahrt mit dem Traktor erfuhr ein knappes Dutzend Interessierte mehr über die Interessen von Biologen und Landwirten.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Des einen Freud ist bekanntlich des anderen Leid. Das konnte man sehr gut bei einer Planwagenfahrt mit dem Traktor durch die Urdenbacher Kämpen erfahren, zu der die Biologische Station am Freitagnachmittag eingeladen hatte. Auf der einen Seite Landwirt Robert Bossmann, der eine Menge Ackerland im Landschaftsschutzgebiet bewirtschaftet und darauf angewiesen ist, mit seinen Mitteln, gesundes Getreide, Rüben, Früchte oder Kräuter zu ernten. Auf der anderen Seite Elke Löpke von der Biologischen Station Haus Bürgel, der daran gelegen ist, die angestammte Flora und Fauna zu erhalten oder wieder herzustellen. Dem steht der moderne landwirtschaftliche Anbau manchmal entgegen.

Ein knappes Dutzend Interessierte hatte sich trotz Regen und Kälte eingefunden, um sich zwei Stunden lang mit dem Traktor von Robert Bossmann durch das Feuchtgebiet mit seinen vielen landschaftlichen Besonderheiten kutschieren zu lassen. Süd- und westlich wird es von den bebauten Gebieten Urdenbach und Hellerhof sowie nördlich von Baumberg begrenzt. Und genau diese zunehmende Bebauung sei es neben der Landwirtschaft, die Rebhühner, Hasen, Schmetterlinge und andere Insekten vertreiben würde, erfuhren die Teilnehmer von Löpke. Die Folgen seien fatal. Denn die Bestäubung durch Insekten ist unverzichtbar – ohne sie keine Äpfel, Birnen, Kirschen oder Pflaumen. Allein die Haselnuss komme mit dem Wind aus. Zur Abschreckung zeigte Löpke Fotos aus China, wo die Pfirsichbäume von Menschen per Hand bestäubt werden müssen. Der Rückgang der Insekten in der Urdenbacher Kämpe liegt bei 75 Prozent in den letzten Jahrzehnten.

Auch die Zahl der Hasen in Baumberg-Ost sei stark zurückgegangen. Hier habe es mal 140 Hasen gegeben, heute nur noch 40. „Bei 20 Prozent zusätzlicher Bebauung gehen zum Beispiel 40 bis 50 Prozent der Hasenpopulation verloren, weil sie keine Nahrung mehr findet“, so Löpke. Rebhühner sind gar nicht mehr da, Fasane und Feldlerchen nur noch wenige. Der Landwirt erklärte seine Sachzwänge, nicht ohne seine Liebe zur Natur herauszustellen. Wenn es alle zehn Hektar einen Blühstreifen gäbe, mehr Abwechslung in der Fruchtfolge und mehr Vielfalt im Anbau, helfe das erheblich, gab Bossmann zu. Auch die mangelnde Vernetzung von Kulturlandschaften sieht er als Grund für den Artenrückgang.

Doch wer zahlt dafür, wenn Landwirte die Anbaufläche verkleinern oder brachliegen lassen? Direktzahlungen könnten da die Lösung sein. Immerhin sorge der Landwirt auch für sauberes Grundwasser. Große moderne landwirtschaftliche Geräte nähmen dem Bauern heute zwar viel Arbeit ab, aber sie erforderten auch große Flächen, bedauerte Bossmann. „Da muss so ein Feld schon mal 1000 Hektar haben“, erklärte er.

Dabei habe auch ein Landwirt seine Daseinsberechtigung. Nicht nur, um seine eigene Existenz zu sichern, sondern auch, weil er die Menschen ernährt, betonte er. „Hier wächst die höchste Qualität an Brotweizen“, sagte Bossmann und wies auf ein in voller Frucht stehendes Feld hin. Dennoch: Der viele Regen mache sehr zu schaffen. Man müsse trockene Phasen erwischen, um ernten zu können. „Leider gibt es zurzeit nur wenige Schönwetterfenster“, sagte Bossmann. Und so werde aus gutem Back- nicht selten nur noch Futterweizen.

Auch mit weiteren Plagen hat der Bauer zu kämpfen, unter anderem Ackerwinde, Läuse, Schnecken und Pilze. Trotzdem werde nur in Maßen gespritzt. „Meine Erdbeeren esse ich, ohne sie zu waschen. Das kann man ohne Weiteres“, betonte er. Heute werde sehr streng und immer wieder kontrolliert und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sei erheblich weniger geworden.

Seit 2014 könne der Altrhein wieder seinen Lauf über 2,5 Kilometer neu gestalten, erzählte Löpke. Der ehemalige Sommerdeich wurde geöffnet, sodass Starkregen und Rheinhochwasser den Bach gewollt ausufern lassen. Am Schluss betonte die Biologin von Haus Bürgel, dass man hervorragend mit Robert Bossmann kooperiere, auch wenn man nicht in allen Dingen gleicher Meinung sei.