Marienkapellenverein: Monheims Tag der Kranken
Der Marienkapellenverein lud am Dienstag erstmals zur Segnung in das alte Gotteshaus. Es wurde auch an den 7. August 1553 erinnert — Kölner Wallfahrer flüchteten vor der Pest.
Monheim. Man möge sich vorstellen: Im Sommer 1553 geht der Blick im kleinen Monheim über die Stadtmauer — und am Horizont ist eine Menschenmenge zu sehen, die näher kommt. Doch es handelt sich um keine kriegerische Handlung. Fast auf den Tag genau am 7. August besagten Jahres 1553 besuchten zahlreiche Kölner Wallfahrer die Kapelle „Unsere-liebe-Frau“ zu Monheim, um bei der Gottesmutter Hilfe und Heilung zu finden.
Die tobende Pest trieb sie hierher. Ziel ihres Bittens war die Marienkapelle am Rhein. Hermann von Weinsberg, Ratsherr in der Domstadt, sprach damals davon, „wie heftig es stürbe“ in Köln, manchmal 200 an einem Tag.
Im Gedenken an dieses Ereignis hat der Marienkapellenverein am Dienstag erstmals Kranke und Behinderte zur Krankensegnung in die Marienkapelle eingeladen. Der „Tag der Kranken“ startete um 11 Uhr mit einer Eucharistiefeier. Zelebrant war der emeritierte Weihbischof Klaus Dick. Er nahm auch die anschließende Segnung vor.
Bis zum Dienstagabend schätzte Hans Schnitzler, Vorsitzender des Marienkapellenvereins, die Zahl der Gesegneten auf nicht weniger als 150. „Das wollen wir jetzt immer zum Jahrestag, dem 7. August, anbieten“, sagt er. Es sei ehrenamtliche Hilfe für die Kranken. Dabei wird eng zusammengearbeitet mit allen Monheimer Altenheimen. Und auch die Ökumene kommt nicht zu kurz. Zum Abschluss gab es einen Gottesdienst mit Pfarrer Burkhard Hoffmann von der katholischen und Pfarrer Peter Becker von der evangelischen Kirche.
„Doch es kamen nicht nur Senioren. Auch einige jüngere Menschen waren dabei. Bei Bedarf gab es auch einzelne Segnungen mit einer kleinen Andacht“, so Schnitzler. Und er kann sich gut vorstellen, dass im nächsten Jahr auch die dann „hoffentlich fahrende“ Fähre Piwipp eingesetzt wird, um kranke aus Dormagen über den Rhein zur Marienkapelle zu bringen. „Es war ja auch in früheren Jahrhunderten ein Sinn des Fährbetriebs, Pilger überzusetzen“, erläutert er.
Besagter Kölner Hermann Weinsberg (1518 bis 1597) hat übrigens laut Stadtarchivar Michael Hohmeier viele 1000 Seiten hinterlassen, in denen er auch mehrmals auf Monheim zu sprechen kommt. „Und es ist die mir einzige bekannte Quelle, die auf die Kölner Wallfahrer hinweist. Ohne die Aufzeichnungen wüssten wir vielleicht heute nichts über diese Pilger“, so Hohmeier.
„Hie tuschen den 7. aug. zogen min hausfrau, min broder Gotschalk und min jonge Derich zu Monhem, den gansen tag, visiteirten Unse-Liebe-Fraue daselbst, und es quamen vil leute uis Coln, wollen und barfoissich.“
Weinsberg teilt hier mit, er sei Anfang August 1553 mit Frau, Bruder und Dienstjungem einen Tag in Monheim gewesen und habe die Marienkapelle („Unse-Liebe-Fraue“) besucht. Dorthin seien auch viele andere Leute aus Köln gekommen, und zwar „wollen und barfoissich“ — also in Bußkleidung und barfuß, übersetzt Hohmeier.