Minister Groschek lobt die gelungene Quartiersarbeit
Stadtentwicklungsminister im Rathaus zu Gast.
Langenfeld. Eine Stadt ist anders als ein Mensch. Langenfeld zum Beispiel schrumpft nicht, es altert nur. Aber für Marion Prell ist dies schon Herausforderung genug. Seit sie vor zwölf Jahren die Leitung des Sozialdezernats übernahm, wird die erste Frau im Rathaus nicht müde, Langenfeld fit zu machen für eine ergrauende Bürgerschaft.
Prell stieß Netzwerke an, holte die jüngere und mittlere Generation mit ins Boot und widmet sich seit zwei Jahren besonders der „Quartiersarbeit“: Straßenzüge und Stadtteile sollen so zu modernen Dorfgemeinschaften werden. Jetzt zollte das Land NRW der Vorreiterkommune Respekt: Bei einem Besuch im Rathaus lobte Stadtentwicklungsminister Michael Groschek (SPD) Langenfeld am Montag als „Lokomotive“ in Sachen Demografiemanagement.
Der „Quartiersentwicklungsminister“, wie Groschek von Kreisdirektor Martin Richter genannt wurde, informierte sich aus erster Hand über das hiesige Netzwerkspinnen: Neben Prell und Richter berichteten ihm gut zwei dutzend Langenfelder aus den beiden „Pilotquartieren“ Mitte und Immigrath von ihren Projekten. So schwärmte Klaus Kaselofsky (Awo) von engeren nachbarschaftlichen Banden aufgrund einer neuen öffentlichen Boulebahn am Awo-Haus Solinger Straße. Und Marita Furthmann-Baur skizzierte die Zusammenarbeit zwischen Felix-Metzmacher-Hauptschule und CBT-Altersheim.
Aber es wurden auch Probleme angesprochen. Allen voran die Wohnfrage: Wie schaffen wir Wohnraum, der für Ältere geeignet und erschwinglich ist? „In Langenfeld bekommt man kaum noch eine Wohnung unter 650 bis 700 Euro kalt“, kritisierte Manfred Peters vom Quartier Immigrath. Pfarrer Andreas Pasquay von der Evangelischen Kirche forderte, eine schuldenfreie Stadt wie Langenfeld sollte bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen. Groschek verwies auf die „Mietpreisbremse“ und auf 800 Millionen Euro Landeszuschüsse, Prell auf die von der Stadt in Auftrag gegebene Wohnungsmarkt-Untersuchung.
Wie auch immer: Bezahlbare, barrierearme Immobilien sind in aller Interesse, wie Kreisdirektor Richter darlegte: 75 Prozent der Altersheimbewohner wären nach einer Studie in den eigenen vier Wänden geblieben. „Wenn wir nichts tun, dann explodieren im Kreishaushalt die Pflegekosten bis 2020 binnen eines Jahrzehnts von 20 auf 40 Millionen Euro.“ Norbert Müller, Geschäftsleiter der beiden CBT-Häuser in Langenfeld und Baumberg, denkt bei „ambulant vor stationär“ auch an das Potential derjenigen, die ein Altersheim auch wieder verlassen können: „Drei sind voriges Jahr bei uns ausgezogen, aber es war wahnsinnig schwer, betreuten Wohnraum für sie zu finden.“