1600 Anwohner müssen evakuiert werden 250-Kilo-Blindgänger an Gesamtschule entschärft

Monheim · Ein 250-Kilo-Blindgänger sorgte am Donnerstag für Aufregung bei den Bewohnern rund um die Peter-Ustinov-Gesamtschule in Monheim. Circa 1600 Menschen evakuierte die Stadt, bevor die Bombe entschärft wurde.

„Der Kampfmittelbeseitigungsdienst ist seit den frühen Morgenstunden auf dem Gelände der Peter-Ustinov-Gesamtschule.“ Das erklärte Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann gegen 15 Uhr nach einer Sitzung des Stabes für außergewöhnliche Ereignisse an der Monheimer Feuerwache.

„Wir bauen gegenüber der Mensa einen Erweiterungsbau. Im Zuge der Überprüfung der Luftbilder hat es einen Verdachtsfall an der künftigen Baustelle gegeben“, erklärt er das Prozedere, das bei nahezu jeder Baumaßnahme in Monheim durchgeführt wird. „Deswegen fand heute die Sondierung auf dem Areal statt und hat den Verdachtsfall bestätigt. Dann ist der Bagger angerückt, um die Bombe freizulegen. Ich weiß allerdings nicht, in welcher Tiefe sie gelegen hat.“

Die Sondierung habe man bewusst in die Ferien gelegt, um den Schulbetrieb nicht zu stören. Im Zuge der Räumung habe man die Kindertagesstätte ebenso geräumt wie die Ferienbetreuungskinder der Grundschule am Lerchenweg. Die Kinder seien zur Lottenschule gebracht worden. „Wir haben alle Eltern entsprechend informiert“, sagt Zimmermann.

„Der Grund für die zahlreichen Bombenfunde liegt in der ehemaligen Raffinerie am Rhein, nicht weit von der Schule entfernt. Die Raffinerie war im Zweiten Weltkrieg immer wieder ein Ziel für die alliierten Bomberverbände“, berichtet Zimmermann.

Für ihn ist es der sechste Bombenfund während seiner Zeit als Bürgermeister – „alle zwei Jahre eine“. Entsprechend eingespielt ist das Team der städtischen Experten im Umgang mit derartigen Funden.

Insgesamt seien rund 100 Einsatzkräfte an der Räumung beteiligt. „Wir sind jetzt dabei, den roten Bereich im Umkreis von 300 Metern um die Bombe zu räumen“, fährt Zimmermann fort. Wie lange das dauert, kann er nicht sagen.

„Wir wissen noch nicht, wie viele Liegendtransporte wir durchführen müssen.“ Dafür stehen neun Krankentransporter zur Verfügung, die die Menschen abholen. „Ich gehe davon aus, dass alles reibungslos abläuft.“ Aus der Erfahrung der Vergangenheit weiß er, dass die Menschen auf ihre Nachbarn achten und die Einsatzkräfte gegebenfalls informieren, ob Menschen bettlägerig sind oder schwer hören. „Die Solidarität ist sehr groß“, freut sich der Bürgermeister über die Mitmenschlichkeit in seiner Stadt.

Seit 14.30 Uhr evakuieren die Kräfte das Areal in einem Radius von 300 Metern rund um den Fundort. In einem Radius von zusätzlichen 200 Metern werden Anwohner gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten und in den Wohnungen zu bleiben. Über Internet können die Bürger sehen, ob ihre Wohnung betroffen ist oder nicht.

Wer sich wegen einer Corona-Infektion in Quarantäne befindet, darf die Quarantäne für den Zeitraum der Entschärfung verlassen.

Aus Sicherheitsgründen sind in einem Umkreis von 500 Metern Straßensperren aufgebaut. Die Opladener Straße hart an der Grenze bleibt für den Verkehr geöffnet. Das Abbiegen in den „Bombenbereich“ ist jedoch nicht erlaubt.

Als kurzzeitige Ausweichquartiere steht den Bürgern die Rosa-Parks-Schule, Berliner Ring 5a, zur Verfügung. Seit 14.30 Uhr bringen Shuttlebusse der Bahnen der Stadt Monheim die Evakuierten direkt dorthin.

An der Kreuzung Opladener Straße/Schwalbenstraße weist die Polzei immer wieder Verkehrsteilnehmer auf die Sperrung hin. „Och, das ist schon meine zweite Bombe“, erzählt eine Seniorin auf dem Weg in die Stadt. „Die haben um 14.30 Uhr geklingelt und uns aus dem Mittagschlaf gerissen. Wir mussten dann sofort raus“, sagt sie, um dann schnell ihrem Mann nachzueilen, der an der Ampel schon auf sie wartet.

Andere haben noch nichts von der Bombenentschärfung gehört und sind völlig erstaunt, während die Shuttlebusse und Rettungswagen Bewohner aus dem Gebiet transportieren. „Für mich es schon das dritte Mal, das wir wegen einer Bombe das Haus verlassen müssen“, erzählt eine Frau aus dem Lerchenweg.

Die Frau, die ihren Hund gerade noch aus dem Haus holen kann, freut sich. „Nein, ich bleibe doch nicht zu Hause“, spricht sie und geht in die Stadt.