Monheim Kunstkritik: Stadt will Bürger mitreden lassen

Monheim. · Ab Kosten von 100 000 Euro soll es ein Mitspracherecht bei Kunst in Monheim geben.

Markus Lüpertz hat für Monheim die Skulptur „Leda“ am Rheinufer geschaffen. Sie ist eine Figur der griechischen Mythologie.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Kunstgeschmäcker sind verschieden. Die vor einer Woche nahe am Rhein enthüllte „Leda“ des international renommierten Künstlers Markus Lüpertz trifft nicht nur auf Wohlgefallen. „Hässlich“, „wie eine verunfallte Knetgummi-Figur“, eine „Beleidigung“ für das Monheimer Wahrzeichen – so lauten abschätzige Leserkommentare auf Facebook. Andere freuen sich gerade darüber, dass die Skulptur von Markus Lüpertz „keine piefige Gartenzwergliesel“ geworden ist, dass die Stadt jetzt im Besitz eines bedeutenden Kunstwerks eines anerkannten zeitgenössischen Künstlers ist. Das Ziel der Verwaltungsspitze, Bürger dadurch zur aktiven Auseinandersetzung mit Kunst anzuregen, ist erreicht.

Da Kunstwerke für den öffentlichen Raum oft über Jahrzehnte das Stadtbild prägen und nicht selten hohe sechsstellige Summen kosten, hatten CDU, SPD, Grüne und FDP im Stadtrat beantragt, dass künftig die Bürger bei solchen Anschaffungen beteiligt werden sollen.

Externer Kunstberater soll Pläne der Öffentlichkeit vorstellen

Die Verwaltung hat diesen Vorschlag aufgegriffen, will diese Mitwirkung aber auf Kunstwerke ab einem Wert von 100 000 Euro begrenzen. Demnach sollen die Kunstwerke, die die Auswahlkommission ausgewählt hat, anschließend durch den externen Kunstberater Josef Spiegel (Künstlerdorf Schöppingen) der Öffentlichkeit vor- und zur Diskussion gestellt werden. Die Entscheidungshoheit des Rates bleibt davon aber insgesamt unberührt.

„Es kann nicht darum gehen, wie etwa bei der Diskussion bei den Monheimer Urgesteinen, ob man die Lüpertz-Liesel kauft oder nicht“, erklärte Bürgermeister Daniel Zimmermann (Peto). „Wir verlassen uns da auf die Kunstsachverständigen, die uns sagen, ob ein Kunstwerk eine Aussagekraft und eine künstlerische Qualität hat.“ Die Entscheidung des Rates werde durch die Bürgerbeteiligung nicht ersetzt, sondern ergänzt. Den positiven Effekt einer aktiven Auseinandersetzung habe man bei der Enthüllung der Lüpertz-Skulptur beobachten können: Selbst Skeptiker hätten den Ort anschließend mit „strahlenden Augen“ verlassen.

Menschen sollen sich über
Pro und Kontra austauschen

Bei einer Bürgerbeteiligung könnte man gerade mit den Kritikern in den Dialog treten, klären, was gute Kunst ist, die die Ausgabe öffentlicher Gelder rechtfertigt. „Es gehe ja auch darum, Menschen in die Lage zu versetzen, sich überhaupt eine Meinung zu bilden, indem sie sich mit Vorzügen oder Nachteilen der Kunstwerke auseinandersetzen“, so Zimmermann. Die Peto-Fraktion unterstütze den Antrag, so Lisa Pientak (Peto). Sie betonte aber, dass es hierbei nicht darum gehen könne, gefällige Kunst anzuschaffen; man wolle ja gerade Kontroversen auslösen. Der Antrag zur Bürgerbeteiligung wurde einstimmig angenommen.