Kriminalstatistik für den Kreis Mettmann Messerattacken nehmen immer weiter zu

Haan/Hilden · „Das Messer ist die neue Faust“, sagen Polizisten zum deutschlandweiten Trend, dass in Konflikten immer häufiger zugestochen wird.

Ein Polizist hält ein sichergestelltes Messer in der Hand.

Foto: dpa/Christoph Reichwein

Bei Auseinandersetzungen kommt immer häufiger das Messer zum Einsatz. „Das Messer ist die neue Faust“, sagen Kriminalisten, die für Deutschland ganz allgemein einen Anstieg von Attacken mit dem Messer beklagen. Darin ist auch der Kreis Mettmann keine Ausnahme: Das zeigt jetzt die Kriminalstatistik der Kreispolizei für das vergangene Jahr auf.

Demnach gab es im vergangenen Jahr 190 Fälle, in denen das Messer zum Tatmittel wurde. Zugleich erfasste die Polizei 157 Verdächtige, denen Angriffe mit dem Messer zur Last gelegt werden. Zum Vergleich: 2021 waren es 112 Fälle und 111 Verdächtige, im Corona-Jahr 2022 waren es 90 Fälle und 76 Verdächtige, 2023 dann 146 Fälle und 141 Verdächtige. Damit ist die Zahl der Messerattacken binnen Jahresfrist um etwas mehr als 30 Prozent gestiegen. Es wurden 238 Opfer registriert, von denen 170 (71,43 Prozent) indes unverletzt blieben. In zwei Fällen wurde ein Messer als Tatmittel gegen Polizisten eingesetzt wurden. Dabei wurden vier Beamte verletzt. In 80 Prozent der Fälle, in denen ein Messer als Tatmittel eingesetzt wurde, handelte es sich um Körperverletzungs- und Bedrohungsdelikte.

Jutta Schürmann, Leitende Oberärztin der Zentralen Notfallambulanz im Städtischen Klinikum Solingen, hat zu Ursachen und Folgen von Messerstechereien ihre Dissertation verfasst. Die Daten dafür sammelte sie in Düsseldorf. Ihr Fazit: „Ein Großteil der Patienten erlitt nur leichtere Verletzungen. Doch die Schwere der Verletzungen wird immer schlimmer.“ Dabei seien die Ergebnisse, die sie in Düsseldorf zusammen getragen hat, nicht unbedingt eins zu eins auf andere Städte übertragbar. Doch sie können Trends aufzeigen und Anhaltspunkte für Gegenmaßnahmen liefern.

Auf die Idee zu dieser Studie kamen sie und ihr Doktorvater, „weil wir den Eindruck hatten, dass bewaffnete Konflikte gefühlt immer mehr und immer heftiger werden“. Untersucht haben Schürmann und ihr Team zwischen 2015 und 2019 genau 266 Verletzungen. 56,2 Prozent wurden mit einem Messer herbei geführt, gefolgt von abgeschlagenen Glasflaschen in 17,6 Prozent der Fälle. Auch Äxte, Scheren, Schraubendreher, ein Holzspieß und Pistolen waren unter den Tatwaffen.

Mit einem Anteil von 79 Prozent waren die meisten Patienten männlich. Am stärksten vertreten war die Altersgruppe der zwischen 15- und 34-Jährigen. Die höchste Einsatzhäufigkeit gab es in den Nächten von Samstag auf Sonntag zwischen 20 und 4 Uhr. Immer häufiger war der Notarzt beteiligt, immer öfter wurden die Patienten im Rettungswagen in die Klinik gebracht. Immer mehr Opfer mussten operiert werden, immer mehr standen unter Alkoholeinfluss.