Monheim: Messe für den Frieden - Ganz kühn zu Weihnachten

Musiker des Gymnasiums und der evangelischen Kirchengemeinde wurden frenetisch für „The armed Man“ bejubelt.

Monheim. Die Musikgruppen des Otto-Hahn-Gymnasiums sind mutig. Anstelle wie andere auch ein weihnachtliches Konzert mit dem üblichen Potpourri bekannter Ohrwürmer zu gestalten, haben sie sich entschlossen, ein Riesenprojekt zu realisieren: "The armed Man - Eine Messe für den Frieden". Um dieses ebenso gewagte wie ambitionierte Weihnachtskonzert spielen zu können, schlossen sie sich mit dem Ensemble der Monheimer Chorsaison der evangelischen Kirchengemeinde zusammen. An zwei Abenden in der restlos ausverkauften Aula am Berliner Ring erklang die von Karl Jenkins komponierte Friedensmesse und war ein beachtlicher Erfolg. Sozusagen zur Einstimmung auf das Opus gab es zwei relativ unbekannte Schweizer Weihnachtslieder ("O gnadenreiche Zeit", "Die Liebe bist Du"), die Holzbläser des Schulorchesters spielten das keltische "Child in a manger", aus dem Cat Stevens später das weltberühmte "Morning has broken" machte. Und der Jugenchor versuchte sich an der Mercury-Komposition "Bohemian Rhapsody". Dieser Queen-Klassiker schlug sozusagen vorgezogen den Bogen für das, was folgen sollte: die Geschichte von Krieg und Frieden.

Die Aufführung nimmt durch innere Energie gefangen

Die ersten sechs Lieder sind als Aufmarsch militärischer Kräfte zu verstehen. Marschierende Füße und von Bläsern eingespielte Fanfaren stehen dabei neben traditionellen Kirchenliedern wie dem "Kyrie" und "Sanctus". In "Charge - Angriff" kulminiert dieser Sog der Gewaltbereitschaft und bis zum optimistischen Kehraus in "Better is Peace" gilt es, einige Dramen zu verarbeiten. Fast ein Wunder, dass bei derart abstrahierter Bildsprache und, wie bei Chordarbietungen üblich, keinerlei Bewegungssprache diese Aufführung dennoch gefangen nahm - durch ihre innere Energie. So präzise wie möglich setzen Kinder und Erwachsene die Noten um, die Aufführung wurde getragen von der atmenden Einfühlung, sodass die fragile Lyrik plastisch erscheinen konnte. Einen echten Glücksgriff machten die Verantwortlichen - Alessandro Lazzaro war für die Einstudierung bei den Chören des Gymnasiums, Matthias Standfest für den Kirchenchor verantwortlich - auch bei der Auswahl der Solisten. Als bei "Angry Flames - Zornige Flammen" erstmals Mezzosopranistin Maren Merzeiner erklang, ging ein Raunen durch die Reihen. Ebenso wie Bariton Matthias Standfest war sie stimmdarstellerisch überaus präsent.Natürlich herrschte im Ensemble die Spielprägnanz unterschiedlich begabter Sänger, zugleich gehört "The armed Man" zu den Stücken, deren überaus unterschiedlichen Komposition, verschiedenen Musikstile und sperrige Sprache eine leichte Konsumierbarkeit ausschließt. Trotzdem war der Schlussapplaus geradezu frenetisch. Der kühne Plan, ein Weihnachtskonzert jenseits des Mainstreams zu geben, ist absolut aufgegangen.

Das Werk

The armed Man: Unter den Eindruck des Kosovo-Krieges schrieb der Waliser Karl Jenkins seine Friedensmesse "The armed Man". Das Spektrum der 13 Bilder reicht vom Gebetsruf des Muezzins bis zu brasilianischen Trommelrhythmen. Das Stück wurde zur Milleniumsfeier in der Londoner Royal Albert Hall uraufgeführt.