Monheim: Städtische Bahnen - Zum 100. gibt es die Garantie für ein noch längeres Leben
Monheim wird nach Auslaufen der Lizenz nun doch einen neuen Antrag auf eine eigene Eisenbahn stellen.
<strong>Monheim. Todgesagte leben offensichtlich tatsächlich länger - zumindest mit Blick auf den Güterverkehr der städtischen Bahnen. Denn auf der Schiene wird zwar immer noch ein Verlust von etwa 300 000 Euro pro Jahr eingefahren. Aber schon kurzfristig soll sich das ändern. Und deshalb wird im nächsten Jahr ein Antrag bei der Landeseisenbahnaufsicht gestellt, die Lizenz für Monheims Loks und Gleise zu verlängern - passend zum dann 100-jährigen Geburtstag der Bahnen Monheims. Mit Romantik anlässlich des Jubiläums hat das freilich wenig zu tun, bedeutet eine verlängerte Lizenz doch auch laufende Kosten wie Instandhaltung des Schienennetzes, Wartung der Loks und ähnliches. Die Abwägung und das Ja für eine Zukunft des Monheimer Güterverkehrs basiert aber auf wirtschaftlichem Kalkül. Denn man höre und staune: Bürgermeister Thomas Dünchheim, in früheren Jahren eher Verspötter des Schienennetzes, hat inzwischen erkannt, dass bei der Ansiedlung von Betrieben im Rheinpark gerade der Gleisanschluss ein Standortvorteil sein kann. Beispiel Rhenus: Die Verhandlungen mit dem Logistik-Riesen laufen auf Hochtouren. Wenn der tatsächlich aufs alte Shell-Gelände zieht, bringt er nicht nur auf 55 000 Quadratmetern um die 550 Arbeitsplätze mit, sondern auch geschätzte 150 000 Tonnen Jahrestonnage. Damit wäre der Güterverkehr schlagartig in den schwarzen Zahlen. Und selbst, wenn die Verhandlungen mit Rhenus noch platzen sollten: Der Transport per Schiene wird auch durch die Lkw-Maut und hohe Spritpreise wieder interessant für Unternehmen.
Außerdem hat das Team um Bahnenchef Bernd Bolesta trotz der roten Zahlen auch Erfolge zu verzeichnen. Zur Zeit rollen 40 000 Tonnen jährlich über Monheims Schienen. Größter Kunde ist der Stahlhandel Ruuki. Mit einer großen Spedition wird eifrig verhandelt.
Der Nackenschlag für Monheims Eisenbahn liegt übrigens schon 20 Jahre zurück. 1987 schloss die Shell. Die Tonnage ging schlagartig zurück. Plötzlich wurden rote Zahlen geschrieben. Der Verlust der Raffinerie-Aufträge konnte trotz vieler Mühen nie wirklich aufgefangen werden.
Erste Trasse Am 5.Dezember 1908 fuhr die Bahn erstmals. Von Monheim über Hitdorf nach Langenfeld und zurück war die Route. Baumberg kam 1911 hinzu.
Betreiber RWE war bis Ende 1962 Betreiber der KleinbahnderRheingemeinden - so der damalige Name. Seit 1963 ist die Stadt Monheim Eigentümerin.
Personenbeförderung Bis zum Wechsel in städtische Hand gab es auch eine Straßenbahn für den Personenverkehr. Mit zunehmendem Aufkommen von Autos lohnte sich das aber nicht mehr.