Monheim stockt Pflegeplätze auf
Stadt will Mietobjekte für 20 neue Plätze in der Tagespflege vermitteln. Zusätzlich soll der konkrete Bedarf genauer erfasst werden.
Monheim. Bürgermeister Daniel Zimmermann hat in der letzten Ratssitzung vor den Sommerferien eine überraschende Wende in der Seniorenpolitik vollzogen. Nachdem die Stadt Monheim bisher mit Hinweis auf den Pflegeplan des Kreises Mettmann keinen weiteren Bedarf an Tagespflegeplätzen erkannt hat, sagte er jetzt zu, dass die Verwaltung mit der Bergischen Diakonie Aprath Kontakt aufnehmen wolle, um ihr bei der Suche nach geeigneten Mietobjekten für die Einrichtung von gut 20 zusätzlichen Pflegeplätzen behilflich zu sein.
Das hatte in der Vorlage zu einem CDU-Antrag, die Stadt möge ein geeignetes Grundstück für die Errichtung eines Zentrums für Tagespflege suchen, noch anders geklungen. Darin verweist die Stadt auf einen Bericht zweier Vertreter der Kreisverwaltung im Sozialausschuss, wonach diese in dieser Angelegenheit „keinen akuten Handlungsbedarf“ sieht. Ferner heißt es darin, dass die Stadt Monheim nicht für die Erhebung von Bedarfszahlen zuständig sei, diese gesetzliche Zuständigkeit liege beim Kreis.
Dabei hätte ein Gespräch mit dem einzigen örtlichen Anbieter von Tagespflegeplätzen Aufschluss über den Bedarf gegeben: „Wir halten 14 Tagespflegeplätze vor. Auf unserer Warteliste stehen immer etwa 30 Interessenten, die dringend einen Tagespflegeplatz suchen“, berichtet Ulrike Nehrke, Leiterin des Diakoniezentrums Monheim. Es sei nicht einmal möglich, Tagesgästen, die bereits an zwei Tagen der Woche die Einrichtung besuchten, weitere Besuchstage einzuräumen. Anderenfalls würde man die durchschnittliche Belegung von maximal 14 Tagesgästen pro Öffnungstag überschreiten. Dies sei wegen der gesetzlichen Bestimmungen nicht möglich.
Sie habe jüngst beim Politiktalk der CDU öffentlich erklärt, dass die Bergische Diakonie an der Errichtung einer weiteren Tagespflege mit 20 Plätzen interessiert sei. Die Diakonie verfüge aber nicht über Erweiterungsflächen, sie wäre daher auf die Anmietung geeigneter Räume angewiesen. „Tagespflegeplätze sind auch für die Kostenträger interessant, weil sie die pflegenden Angehörigen entlasten. So lässt sich oft ein stationärer Aufenthalt herausschieben“, betont Nehrke.
In der fraglichen Ratssitzung im Juli kritisierte Markus Gronauer (CDU) folglich, dass die Verwaltung die Ablehnung des CDU-Antrages empfehle. Zumal er dem Bericht der Kreisvertreter über die Erhebung der Daten für den Pflegeplan entnommen hatte, dass „der Kreis bei der Stadt anrufe und den Bedarf erfrage, diesen aber mangels einer eigenen Datenerhebung nicht kenne. „Das kann es ja wohl nicht sein“, sagte er.
Lisa Pientak erklärte für die Peto-Fraktion, dass die von der CDU ins Feld geführten 360 Quadratmeter Raumbedarf für 20 Plätze auch im Bestand nachgewiesen werden könnten, dafür bräuchte man kein zusätzliches Grundstück. Hier könne die Stadt vermittelnd tätig werden und etwaige Investoren und Projektentwickler ansprechen. Als Standort käme neben dem Gesundheitscampus an der Alten Schulstraße auch das Rathauscenter oder das Gebäude an der Heinestraße neben dem Mo.Ki-Zentrum in Frage, nahm Bürgermeister Daniel Zimmermann den Ball auf.
Die beschriebene Art der Bedarfsermittlung halte er für eine „Farce“. Der Pflegeplan des Kreises sei ein „reiner Papiertiger“, weil er keine Aussage über den tatsächlichen Bedarf mache. Er habe da mehr Vertrauen in den Kreis gehabt, weil dieser dazu gesetzlich verpflichtet sei. Er sagte zu, auch auf die anderen Träger zugehen zu wollen, um ihr Interesse für die Einrichtung von Tagespflegeplätzen abzufragen. Er betonte, dass er den tatsächlichen Bedarf nicht einschätzen könne, er wisse jetzt nur, dass die Entstehung der Pflegeplanung im Kreis „unzureichend“ sei.
Dabei hatte auch Stefanie Rohm (SPD), die in der Altenhilfe der Awo tätig ist, immer wieder betont, wie groß die Not der Angehörigen sei, dass man in der Mobilität eingeschränkte Senioren nicht auf Plätze zur Kurzzeitpflege in Haan oder sonstwo im Nordkreis verweisen könne. Zuletzt hatte sie daher im November 2017 den Antrag gestellt, die Stadt möge Pflegesituation und Bedarf für alle Betreuungsformen ermitteln. Das hatte die Verwaltung abgelehnt. Deshalb überrasche und erfreue sie jetzt diese Kehrtwende.