Monheim: Vogelspinne kommt zu Besuch
Die Zoopädagogin Angelika Hofer kam mit Insekten aus dem Aquazoo ins Diakonie-Zentrum.
Monheim. Im Diakonie-Zentrum am Berliner Platz herrscht Ausnahmezustand. Allerlei haarige, giftige Insekten flitzen durch das Foyer, verfolgt von 30 interessierten Augenpaaren. Die Bewohner streicheln Vogelspinnen, lassen Tausendfüßler über ihre Hand und Stabschrecken über den Unterarm laufen. Und Angelika Hofer vom pädagogischen Team des Düsseldorfer Aquazoos hat noch mehr Besucher mitgebracht.
Unter dem Motto "Natur zu Besuch" konnten alle Mutigen das große Krabbeln beobachten und miterleben. Angelika Hofer ist die "Dolmetscherin zwischen Mensch und Tier" und versucht, gleich zu Beginn die Angst zu nehmen: "Ich habe kein Tier mitgebracht, das Sie in irgendeiner Form verletzen kann." Gespannt wartet das Publikum auf das, was sich da in den Kisten regt.
Zuerst machen drei Tausendfüßler auf einem Stück Korkeichenrinde den Rundgang zwischen Sesseln und Rollstühlen. Auf die Frage, wer sich traut, einen davon auf die Hand zu nehmen, reißt Else Braun sofort den Arm hoch. Wenig später läuft das 14-beinige Insekt erstaunlich flink über ihren Handrücken. Nun trauen sich auch einige Mitbewohner. "Aber ich habe Angst", räumt Hannelore Hintze schüchtern ein - wenig später stellt sie lachend und ein wenig stolz fest: "Oh, der ist ja ganz leicht."
Die Insekten kommen an. Als Doris Fers vom Altenheim von dem Angebot hörte, vereinbarte sie gleich einen Termin. "Die Bewohner haben viel Freude dabei", stellt sie nun begeistert fest. Die Wirkung macht sich besonders bei Demenzkranken bemerkbar: "Dann bekommt dieser leere Blick auf einmal einen Fokus", erzählt Hofer, die 15 Jahre in einem Seniorenzentrum als Ergotherapeutin gearbeitet hat. "Das Thema mit den Insekten geht gut, weil es so anders ist", sagt sie.
Aus der Kiste holt sie nun zwei südamerikanische Stabschrecken. Wenn diese ihre Arme und Beine eng an den Körper anlegen, ist sie von einem gewöhnlichen Stock nicht mehr zu unterscheiden. Auch diese Sechs-Beiner krabbeln über verschiedene Arme. "Das ist ja unglaublich interessant, auch wie die sich so festklammern", freut sich Magdalena Wiegel. Kurze Zeit später staunt sie über das Wandelnde Blatt, ein Insekt, das einem Blatt täuschend ähnlich sieht und sehr authentisch immer hin und her wackelt.
Während sie mit den Tieren herumgeht, berichtet Hofer über das Verhalten, die Fortpflanzung und die Speisekarte der Tiere und stellt einen persönlichen Bezug zu den Bewohnern her, die immer wieder Fragen stellen. Und dann ist es endlich so weit. In einem kleinen Kasten hockt eine Brachypelma emiliana: Emilia, die Rotsockenvogelspinne. Während Angelika Hofer den letzten "ausgezogenen Pullover Emilias", das Ergebnis der letzten Häutung, präsentiert, räumt sie mit dem Vorurteil auf, dass der Biss einer Vogelspinne tödlich ist. Der Biss sei eher mit dem Stich einer Wespe zu vergleichen.
Danach macht sich Emilia auf einem Stück Rinde auf die Reise. Auf die Hand möchte sie heute nicht krabbeln, aber streicheln lässt sie sich. Auch Hannelore Hintze und Magdalena Wiegel überwinden ihre Ängste. "Ich hatte immer Scheu, aber eigentlich sind die ja ganz harmlos", erzählt Wiegel nachher. "So etwas habe ich noch nie gesehen. Tolles Erlebnis, das hat mir wirklich gut getan", freut sich die 93-Jährige.
Doris Frers ist restlos begeistert: "Ich hab sie auch angefasst, unglaublich." Wenn alles klappt, kommt Angelika Hofer demnächst mit ein paar Schlangen ins Altenheim an der Kirchstraße. Auch bei Magdalena Wiegel und ihren Mitbewohnern wollen die Reptilien dann unter dem Motto "Nicht kalt und glitschig" vorbeischauen.