Monheim: Die SPD in der Vorreiterrolle
Bei den Genossen stellt sich am Samstag mit Tayfun Ipekyilmaz ein türkisch-stämmiges Mitglied zur Wahl für den Parteivorsitz. Das ist bisher einmalig in Monheims Parteienlandschaft.
Monheim. Irgendwie stimmt da was in Sachen Proporz nicht: Die SPD mit ihren mehr als 300 Mitgliedern ist Monheims größte Partei. Bei der Kommunalwahl im August erreichte sie aber lediglich 20 Prozent - und damit noch einmal acht Prozent weniger als fünf Jahre zuvor. Was für ein Tal der roten Tränen sorgte.
Doch ein Neuanfang ist greifbar nahe. Denn auf der Jahreshauptversammlung am Samstag stellt sich mit Tayfun Ipekyilmaz ein türkisch-stämmiger Genosse zur Wahl um den Ortsvereinsvorsitz. Sagt die Basis "Ja", hat Monheims SPD als erste Partei der Rheingemeinde einen Vorsitzenden mit Migrationshintergrund - und noch mehr Tuchfühlung zu den ausländischen Mitbürgern.
Aber was will er denn ändern, dieser Tayfun Ipekyilmaz? "Ich muss erst einmal gewählt werden", ist der 49-Jährige zunächst bescheiden. Aber Ideen hat der Diplom-Betriebswirt schon. Das Wichtigste für ihn: "Wir müssen das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen. Das Wahldebakel war nicht nur hausgemacht. Das war auch ein bundesweiter Trend. Doch offensichtlich konnten wir das vor Ort nicht auffangen. Das muss sich ändern. Wir müssen auf die Leute zugehen, einer von ihnen sein."
Die Jugendarbeit will Ipekyilmaz fördern. Und - man höre und staune - die Jusos sollen bald wieder aktiv werden. "Wir bauen gerade neuen Nachwuchs auf", sagt er. Auf die Frage, ob er denn glaube, damit gegen die Peto eine Chance zu haben, ist die Antwort kämpferisch: "Wir müssen uns endgültig klar machen, dass die Peto ein politischer Konkurrent ist. Und mit unseren Ansichten brauchen wir uns bei der Jugend nicht zu verstecken." So will die SPD sich verstärkt dafür einsetzen, dass dem Szenetreff Sojus 7 und der ToT in Baumberg geholfen werde.
Aber hat ein neues Gesicht auch eine neue Meinung zur CO-Pipeline der Firma Bayer? "Es gibt bereits eine klare Meinung der Monheimer SPD. Vorläufig unterstützen wir das Projekt nicht. Wir hatten den Aussagen der Bezirksregierung vertraut. Doch die rudert derzeit zurück. Wir wollen jetzt erst einmal Klarheit", sagt Ipekyilmaz.
Mit Werner Bischoff kandidiert ein echtes politisches Schwergewicht für einen der Stellvertreterposten. Aber Angst, von ihm in den Schatten gestellt zu werden, hat Ipekyilmaz nicht.
Im Gegenteil: "Von seiner Erfahrung können wir alle nur profitieren", sagt er. Und er macht keinen Hehl daraus, dass er seine türkischen Wurzeln auch nutzen will, um "alle Migrantengruppen zu politischem Handeln zu motivieren". Wer hier lebe, solle das Zusammenleben mitgestalten - zum Beispiel in der SPD.