Mütter wollen Notfallpraxis retten
Langenfelder Mütter laufen Sturm gegen die Schließung der Kindernotfallpraxis. Sie haben schon 5000 Unterschriften gesammelt.
Langenfeld. Eltern von Babys und Kleinkindern treibt in diesen Tagen ein grauenerregendes Szenario um: Es ist Freitagnachmittag und das Kind fiebert stark, weint bitterlich, kann sich nicht zur Art seiner Beschwerden äußern. Die kinderärztliche Notfallpraxis in Langenfeld ist aber zu. Und über die A 3, die A 46 und die A 535 kann die Fahrt in die kinderärztliche Notdienstpraxis Velbert - ab 1. April neben Ratingen offizielle Anlaufstelle - eine Stunde dauern. Über die Wartezeit und die Suche nach einer Apotheke können weitere Stunden vergehen.
Denise Singendonk, Sprecherin der Mütterinitiative
„Eine Tortur für das kranke Kind“ heißt es deshalb in der Online-Petition einer Mütterinitiative „zum Erhalt der Kinderärztlichen Notdienst im Südkreis“. Bereits 12 235 Unterstützer haben dort unterschrieben. „Eine Zumutung“ sei diese von der Kassenärztlichen Vereinigung beschlossene neue Struktur des Kindernotdienstes, schreibt eine Unterstützerin. „Ein Unding, solche Strapazen Kindern zuzumuten“, eine andere. Durch die Demonstration vor der Notfallpraxis Langenfeld auf die Problematik aufmerksam geworden ergriff eine Gruppe junger Mütter die Initiative zu einer Unterschriftenaktion. „Wir haben uns gefragt, ob die Demo wirklich ’was gebracht hat und wollten selber was tun“, sagt ihre Sprecherin Denise Singendonk.
Als sich die Frauen auf die Straße begaben, um Unterschriften zu sammeln, seien einige Menschen direkt auf ihre Schilder zugesteuert, um ihren Unmut über die Schließung kundzutun. Bei anderen mussten sie jedoch erst einmal über das bestehende Problem aufklären, berichten die Mütter, die sich aus einer Pekip-Gruppe kennen. Schon nach einer Woche hatten sie 3500 Unterschriften gesammelt. Sie überreichten diese am 2. März einem der Geschäftsführer der Ärztekammer Nordrhein, Ulrich Langenberg.
In der fraglichen Sitzung habe der Vorstand der Ärztekammer dem aktuellen Orgaplan für den allgemeinen Notdienst im Südkreis Mettmann zugestimmt, nach dem dort die Langenfelder Praxis die Versorgung übernimmt, erklärt Pressesprecher Horst Schumacher. Über die Kinderärzte sei nicht gesprochen worden. Im übrigen sei die Ärztekammer nicht an einem Konfrontationskurs gegen die Kassenärztliche Vereinigung interessiert. Das Problem sei, dass die KV an den Notdienstbezirk gebunden ist, der identisch mit dem Kreis Mettmann ist. Absehbar sei aber, dass die Eltern im akuten Krankheits-Fall die räumlich nächsten Praxen aufsuchen werden, etwa in Leverkusen, Solingen und Düsseldorf.
Bis Ende vergangener Woche hatten die Mütter, wie bereits berichtet, knapp 5000 Unterschriften gesammelt. „Das ist aber nur das, was wir bereits in den Händen halten. Es liegen noch viele Listen in Kitas, bei Kinderärzten, in Spielzeuggeschäften und in Apotheken aus“, sagt Denise Singendonk.
Nachdem sich auch die Bürgermeister der Städte Langenfeld, Monheim, Hilden und Haan der Aktion angeschlossen haben, kann man auch in den örtlichen Bürgerbüros mit einer Unterschrift seinen Protest gegen die Schließung der Kinderarztpraxis kundtun. Zur nächsten Sitzung der Ärztekammer am 6. April soll die Unterschriftensammlung überreicht werden. „Zunächst einmal aber herrscht Unsicherheit, was nach dem 1. April passiert“, so Singendonk.