Nur Übung hilft Unfälle zu vermeiden

Die Nachfrage nach modernen E-Bikes ist ungebrochen. Mit den steigenden Verkaufszahlen erhöht sich aber auch die Zahl der Unfälle.

Foto: Ralph Matzerath

Langenfeld/Monheim. In den ersten neun Monaten 2017 starben im Straßenverkehr 55 Pedelec-Fahrer. Im gesamten Jahr 2014, dem ersten, in dem das Statistische Bundesamt Pedelc-Unfälle gesondert gezählt hat, waren insgesamt 39 Opfer zu beklagen. Die zunehmende Zahl der in Unfälle verwickelten E-Biker hat zunächst den einfachen Grund, dass es in Deutschland mittlerweile rund 3,5 Millionen Pedelecs gibt, allein 2017 seien knapp 700 000 neu hinzugekommen, erklärt der ADFC auf Bundesebene. Dort heißt es sogar „der Anstieg der Unfallzahlen sei durch die steigende Zahl der E-Bikes zu erklären“.

Jürgen Wüsthoff, ADFC

Genaue 2017-Radler-Unfallzahlen für den Südkreis Mettmann liegen noch nicht vor. „Eine signifikante Zunahme, weder allgemein noch bei E-Bikern, ist jedoch nicht zu erkennen“, fasst Karsten Ingenhoven, Leiter der Verkehrsunfall-Prävention bei der Kreispolizeibehörde in Mettmann das verflossene Jahr zusammen.

„Es sind viele Angehörige der Generation 60plus, die sich zum Umstieg aufs E-Bike entscheiden“, weiß Jürgen Wüsthoff, Vorstandsmitglied des ADFC in Langenfeld und Monheim. Die örtlichen Fahrradhändler wie Thomas Kleefisch in Richrath oder Wilhelm Schmitz in Monheim verkaufen rund zehn Prozent ihrer Räder mit Antriebshilfen, Tendenz steigend, auch eine Folge der demografischen Entwicklung der Gesellschaft.

Der 65-jährige Wüsthof radelt rund 10 000 Kilometer jährlich und ist seit Mitte 2017 „mit Strom unterwegs“. Er schwärmt vom deutlich erweiterten Aktionsradius, dem leichten Bewältigen der Steigungen, und von Touren in Eifel und Sauerland. Wüsthoff kennt die Zahlen der Unfallforscher, nach denen „der Anteil älterer Menschen an Pedelec-Unfällen überdurchschnittlich hoch ist. Wenn die beim Menschen altersbedingt unvermeidliche Verlangsamung der Beweglichkeit und die Einschränkungen von Gehör und Augen mit einem gesteigerten Tempo beim Radeln einhergehen, sind die Risiken offensichtlich“. Besonders problematisch ist es, „wenn jemand, der bisher kaum geradelt ist, sich jetzt mit dem E-Bike auf die Straße traut“. Solch „Spätberufene“ sollten vor allem üben, auf verkehrsarmen Wegen. Sie sollten Kurven fahren und das Bremsen trainieren. „Da reichen keine fünf Kilometer, erst nach rund 500 Kilometern hat man sein Rad wirklich im Griff“, so der Experte. Oder: „Wer schon lange fährt, kennt die Grundsätze der Physik.“

In Velbert und Ratingen reagierte die Polizei im Vorjahr auf Nachfrage mit speziellen Angebote für radelnde Senioren. „Im bergigen Nordkreis fahren die Menschen weniger Rad, das heißt, es fehlt die Übung, aber der Bedarf an E-Bikes ist besonders groß“, erklärt Ingenhoven das Nord-Süd-Gefälle. Weder der ADFC noch die Polizei planen hier Sicherheitstrainings oder Info-Seminare.

Der ADFC bietet zwar alle zwei Jahre eine „Fahrradschule“ an, aber nicht alleine für die E-Biker. Zur Unfallvermeidung empfehlen Karsten Ingenhoven und Jürgen Wüsthoff: Ein hochwertiges E-Bike mit guten Bremsen und einer leistungsfähigen Beleuchtung anschaffen. Schutzkleidung sei wichtig. Dazu gehöre ein Helm und im Dunkeln reflektierende Kleidung.