Fußball-Ausblick Im Monheim reift ein Vorzeigeobjekt
Monheim. · Werner Geser, Vorsitzender des FC Monheim, hat mit dem Fußball-Oberligisten viel vor. Auch für mögliche Aufstiege wird das Rheinstadion umgebaut, mit Sicherheitsauflage für Risikospiele.
Wie sich die Zeiten ändern – vor allem beim FC Monheim (FCM). Es ist schon einige Jahre her, da spielte ich als Jugendlicher noch selber Fußball im Kreis Solingen. Gastspiele beim FCM waren zu dieser Zeit ein zweifelhaftes Vergnügen, was vor allem mit den dortigen Platzverhältnissen zusammenhing. Hatten viele Vereine schon auf Kunstrasen aufgestockt, war das Geläuf im Monheimer Rheinstadion noch traditionell mit roter Asche ausgelegt. Das ging so weit aber in Ordnung, die handtellergroßen Schürfwunden, die in diesen Zeiten praktisch jede Grätsche nach sich zog, wurden schließlich im Nachgang von Muttern liebevoll mit Jodsalbe und Wundgaze versorgt. Wirklich haarig wurde es in Monheim erst, wenn es regnete. Dann verwandelte sich der Fußballplatz in Windeseile in eine Seenlandschaft, in der an Ballsport eigentlich nicht mehr zu denken war – von Wasserball einmal abgesehen.
Seitdem ist viel Wasser den Rhein herunter geflossen, und auch das Rheinstadion ist inzwischen nicht mehr wiederzuerkennen. Den überflutungsgefährdeten Ascheplatz gibt es schon lange nicht mehr, stattdessen verfügt der FCM mit dem Naturrasenplatz, einem großen und einem kleinen Kunstrasenplatz schon heute über eine der ansprechendsten Anlagen der Region. Nun setzen die Monheimer sogar noch einen drauf: In einem zweiphasigen Bauvorhaben werden der Naturrasenplatz samt Tribüne umgestaltet und ein neues Funktionsgebäude errichtet. „Wenn das alles fertig ist, dann haben wir hier ein noch schöneres Schmuckstück als wir das ohnehin schon haben“, freut sich Werner Geser, erster Vorsitzender des FC Monheim.
Schon seit vergangenem Monat sind Bagger dabei, die Fläche des Naturrasenplatzes mit Erde zu verfüllen. Das Ziel: Das Niveau für den neuen Platz soll um fast eineinhalb Meter angehoben und damit dem der beiden Kunstrasenplätze und des Vereinsheims angeglichen werden. Wie der alte Ascheplatz neigte auch der Rasenplatz bei Starkregen oder Hochwasser des Rheins zu Überflutungen und war dann häufig unbespielbar. Deswegen wird das Geläuf zusätzlich mit speziellem Versickerungsmaterial unterlegt. Darüber, dass es auch nach dem Umbau wieder einen Naturrasen- und keinen Kunstrasenplatz geben sollte, waren sich die Monheimer Verantwortlichen schnell einig: „Ein schöner, saftiger Rasen – das ist doch das Wichtigste für den Fußballsport. Und es gibt nicht viele Vereine in der Region, die das bieten können“, sagt Geser.
Aber auch darüber hinaus wird der Platz ordentlich aufgemöbelt: Die bislang fehlende Flutlichtanlage wird installiert, genauso wie eine automatische Beregnungsanlage. Zum Rheindeich hin wird eine Zaunkonstruktion mit Drahtseilen und LKW-Planen, die sich wie eine Jalousie zuziehen lässt, dafür sorgen, dass während der Spiele des Oberligisten der Einblick vom Deich ins Stadion versperrt ist. Bisher hatten sich auf diese Weise immer wieder zahlreiche Zuschauer den Eintritt für das Rheinstadion gespart.
Eine kleine Maßnahme mit potenziell großer Wirkung wird an der Gegengeraden durchgeführt: Dort entsteht eine kleine, zweistufige „Stehtribüne“. Das entscheidende hierbei ist der separate Eingang, der auf der Deichseite eingerichtet wird. Damit erfüllt der FCM in Zukunft eine wichtige Sicherheitsauflage der Behörden für Risikospiele. Im April 2019 konnten die Monheimer unter anderem wegen der fehlenden baulichen Voraussetzungen das Niederrheinpokal-Halbfinale gegen den Wuppertaler SV nicht im Rheinstadion austragen und mussten das Heimrecht, das ihnen als klassentieferem Verein eigentlich zustand, an den Regionalligisten abtreten. Abgerundet wird die Modernisierung des Naturrasenplatzes durch eine neue Tribüne. Der bisherige Eigenbau, der 40 Zuschauern Platz bot, wird abgerissen und durch ein deutlich größeres Exemplar ersetzt. Die neue, 38 Meter lange Tribüne hat auf vier Reihen verteilt 380 Sitzplätze und im hinteren Bereich noch einen Stehbereich, sodass insgesamt circa 500 Zuschauer Unterschlupf finden können.
Der Plan sieht vor, dass die Verfüllungsarbeiten, für die Material aus der Baustelle des neuen Schulzentrums an der Lottenstraße verwendet wird, bis Anfang Februar abgeschlossen sind und danach mit dem Platzaufbau begonnen werden kann. Spätestens zur neuen Saison 2020/2021, also im August oder September dieses Jahres, soll die neue Anlage dann bespielbar sein.
Im Anschluss an die Arbeiten am Fußballplatz wird außerdem ein neues Funktionsgebäude errichtet, das an der Stelle der bisherigen Materialräume entstehen und ebenfalls mit dem restlichen Vereinsgelände auf ein Höhenniveau gebracht werden soll. Primär geht es dabei darum, neue Kapazitäten für Umkleideräume zu schaffen. Gerade im Jugendbereich, in dem das Training durch die Ganztagsschule inzwischen immer später anfängt, drängen die Mannschaften in enger Taktung ins Rheinstadion und müssen bisher häufig Kabinen doppelt belegen. Vier neue Umkleiden sollen Abhilfe schaffen, außerdem werden im Neubau eine Schiedsrichterkabine, Geschäfts- und Besprechungsräume sowie ein Kraftraum eingerichtet.
„Unser Verein hat in den vergangenen Jahren vor allem sportlich wirklich eine rasante Entwicklung genommen, von der wir selbst ein wenig überrascht wurden. Das ganze Drumherum konnte so schnell gar nicht mitwachsen, aber das holen wir jetzt gemeinsam mit der Stadt Monheim nach“, erklärt Geser. Für das gesamte Projekt sind 3,5 Millionen Euro vorgesehen, die komplett von der Kommune getragen werden. Für den ersten Vorsitzen ist die Unterstützung auch eine Anerkennung der Arbeit des gesamten Vereins: „Wir waren immer sehr stolz auf unsere Anlage und sind dementsprechend pfleglich mit ihr umgegangen. Wir haben immer größten Wert darauf gelegt, dass alles in bester Ordnung ist. Die Unterstützung der Stadt sehe ich jetzt auch als Belohnung dafür an.“
Infrastrukturell dürfte der FCM damit bald nicht nur auf Kreis-, sondern auch auf Verbandsebene ganz oben mit dabei sein. Das passt zur sportlichen Situation, denn in der Oberliga überwintern die Monheimer auf Platz zwei. Zusammen mit der jüngst verkündeten Vertragsverlängerung mit Trainer Dennis Ruess könnte der Stadionumbau ein Fingerzeig für die Zukunft sein.
„Es ist ja nicht so, dass wir einfach in den Tag hinein leben, sondern wir schaffen Voraussetzungen, die für höhere Klassen vonnöten sind. Wir sind uns aber bewusst, dass dazu viel mehr gehört als eine schöne Anlage“, erklärt Geser.
Vor allem in finanziellen Fragen könne man mit vielen anderen Oberligisten noch nicht mithalten. Die bisherige Strategie, auf viele kleine Sponsoren zu setzen, hat dem Verein bislang eine große Unabhängigkeit gesichert.
Vielleicht ist es aber auch hier an der Zeit, neue Wege zu gehen. „Da bräuchte man dann auch großkalibrige Sponsoren. Wir sind in der Planung und wollen gucken, ob da Potenzial ist. Und mit dem neuen Stadion werden wir ein Vorzeigeobjekt haben, mit dem wir zeigen können, was für ein Verein wir sind“, sagt Geser. Die Zeiten ändern sich – vor allem beim FC Monheim.