Politessen: Knöllchen schreiben hält fit

Bis zu 20 Kilometer legen die Langenfelder Politessen an einem Arbeitstag zurück. In ihrem Beruf erleben sie so allerhand.

Langenfeld. In der Hitliste der unbeliebtesten Berufe ist der Job wahrscheinlich gleichauf mit der Steuerfahndung und dem Gerichtsvollzieher: Politesse. In Langenfeld gibt es drei davon — jeweils auf halber Stelle. Doch so ungern man auch ein Knöllchen hat, ist die Leistung der drei Frauen doch nicht von schlechten Eltern: Nicht weniger als 11 359 sogenannte Verwarngelder haben sie im vergangenen Jahr geschrieben. Das bescherte der Stadtkasse Einnahmen von 130 000 Euro.

„Da werden die Bürger doch abgezockt“, heißt es oft. Dem muss Beigeordnete Marion Prell aber energisch widersprechen: „Die Personalkosten liegen bei 131 000 Euro. Es ist also fast ein Nullsummenspiel.“

Aber warum werden dann überhaupt Knöllchen verteilt? „Da ist einmal der Sicherheitsaspekt. Wenn Feuerwehrzufahrten zugeparkt werden, kann das im Ernstfall tödliche Folgen haben“, argumentiert die Beigeordnete. Außerdem müsse es geahndet werden, wenn gewissenlose Zeitgenossen sich ohne Recht auf einen Behindertenparkplatz stellen.

Und dann ist da noch die „Einkaufsstadt Langenfeld“ — ein ganz gewichtiger Grund für die Knöllchenjagd. „Der Kofferraum ist immer noch die beste Einkaufstüte. Um einen lebendigen Handel zu haben, müssen genügend Parkplätze vorhanden sein. Da sind wir in Langenfeld mit etwa 1700 im Innenstadtbereich sehr gut aufgestellt. Aber wenn wir nicht kontrollieren würden, wären viele Stellplätze blockiert von Leuten, die den Wagen den ganzen Tag stehen lassen und zur Arbeit in der Nähe gehen“, sagt Marion Prell.

Das Bußgeld variiert zwischen zehn und 35 Euro. Wenn es nicht anders geht, wird auch der hiesige Abschleppdienst gerufen. „Aber das machen wir nur, wenn Gefahr in Vollzug sein könnte“, erläutert Manuela Joseph, zuständige Sachbearbeiterin im Innendienst.

Und wie sieht es draußen an der „Front“ aus? „Meistens mache ich meinen Job gerne. Auch wenn Negativerlebnisse zum Alltag gehören. Aber ich versuche, Positives rauszuziehen“, sagt Andrea Gladbach. Sie ist seit 13 Jahren Politesse.

Als Beispiel nennt die 50-Jährige einen Fall, der neulich am Rande eines Trödelmarktes geschah: „Da parkte ein Mann im absoluten Halteverbot. Das geht gar nicht. Als er ein Verwarngeld bekam, ging er beschimpfend auf mich zu — ohne jede Einsicht. Doch ein Ehepaar mischte sich ein und sagte: ,Das braucht sich die Frau nicht gefallen zu lassen. Sie ist vollkommen im Recht. Das tat gut.“

Nebenbei hält der Job der Politesse auch noch fit. Denn Andrea Gladbach schätzt, dass sie bei der täglichen Runde oft bis zu 20 Kilometer zurücklegt. „Unsere Politessen sind alle schlank“, sagt dazu Marion Prell und lacht.

Übrigens müssen sich die Politessen keineswegs alles gefallen lassen. „Ist es etwa eine derbe Beleidigung, wird Anzeige erstattet. Aber das kommt nur selten vor“, sagt die Beigeordnete. Eine Tätlichkeit habe es noch nie gegeben. Und sind Männer aggressiver als Frauen? „Das tut sich nichts. Aber je älter, desto schlimmer. Das ist wirklich so“, sagt Andrea Gladbach.