Radfahrer leben gefährlich

Wer mit dem Fahrrad durch Langenfeld fährt, hat es schwer — da sind sich die Radler einig.

Langenfeld. Manch ein Ortsfremder wird sich über die vielen Fahrradfahrer in Langenfeld wundern. „Das ist ja wie im Münsterland“, staunt der Autofahrer, der sich zum ersten Mal den Weg vorbei an Radfahrern und entgegenkommenden Bussen auf der Solinger Straße bahnt.

Doch das Zusammenleben zwischen Auto- und Fahrradfahrern gestaltet sich nicht so einfach: Schon 111 Mal hat es im vergangenen Jahr auf Langenfelder Straßen gekracht. Damit ist Langenfeld die Stadt im Kreis Mettmann mit den meisten Verkehrsunfällen, an denen Fahrradfahrer beteiligt waren.

Günter Hotopp ist vor zwei Jahren gestürzt, als eine Autofahrerin plötzlich ihre Fahrertür aufriss. „Die Hauptstraße ist sehr gefährlich“, sagt der 73-Jährige, der täglich Richtung Unterbacher See vor dem Verkehr in der Innenstadt flüchtet.

Walter Klapper ist lieber mit dem Rad als mit dem Auto unterwegs. 1500 Kilometer legt er im Jahr auf seinem „alten Hündchen“ zurück. „Ich bin mit dem Rad viel schneller als mit dem Auto.“ So gern er auch radelt, auf den Langenfelder Straßen sei Vorsicht geboten. „Es gibt viele Schwachstellen. Gerade auf der Solinger Straße, auf der Höhe des Kreisverkehrs verengt sich plötzlich die Fahrbahn. Ich habe schon einige Zusammenstöße zwischen Radfahrern beobachtet“, sagt der 53-Jährige.

„Viele Radwege sind nur bedingt befahrbar“, pflichtet eine 50-jährige Postbeamtin bei. Die Wege seien sehr schmal. „Wenn Passanten aus den Geschäften stürmen, laufen sie einem vors Rad.“

Auch die ADFC Ortsgruppe Langenfeld kritisiert die Wege: „Weil sie zu schmal sind, kommt es häufig zu Unfällen“, sagt Vorsitzender Jürgen Wüsthoff. Zur Optimierung der Verkehrsführung schlägt er gekennzeichnete Wege auf der Straße vor.

Eine 50-jährige Langenfelderin sieht das Problem nicht in der Verkehrsführung. „Wenn sich alle Radfahrer an die Regeln halten, auf den gekennzeichneten Radwegen und der richtigen Seite fahren würden, gebe es keine Probleme“, sagt sie. „Mir ist schon einmal ein Radfahrer entgegengekommen und mit mir zusammengestoßen. Das kann ganz leicht vermieden werden.“

Die Bürgergemeinschaft Langenfeld (BGL) hat bereits 2009 einen Antrag zur Verbesserung der Verkehrssituation gestellt. In einem 21-Punkte-Plan fordern sie unter anderem Querungshilfen, Piktogramme oder Schilder für Radwege und Kontrollen der Fahrräder durch Polizei und ADFC.

„Langenfelds Straßen sind gefährlich“, sagt Gerold Wenzens, BGL-Vorsitzender. „Da muss etwas getan werden.“ Endlich habe auch die Verwaltung das Problem erkannt und wolle nun flächendeckend die Verkehrssicherheit prüfen lassen, sagt Wenzens. „Aber da stehen wir noch ganz am Anfang.“

Um sich beim Radfahren entspannen zu können, zieht es die meisten Langenfelder in die Natur. „Meine Lieblingsstrecke führt zur Wipperaue in Solingen“, sagt Walter Klapper. „Da hat man mit dem Verkehr nichts am Hut.“