Rat muss über Biotonne abstimmen

Ein Bürger fordert in einem Antrag die Einführung bis spätestens 2016. Bislang gilt: Kompost oder Restmüll.

Er selber kompostiert auf seinem Anwesen in Hapelrath Gemüseschalen, Grünschnitt oder Kaffeesatz, anderswo landen solche Wertstoffe im Restmüll. Deshalb will Karl Wilhelm Bergfeld dem Rathaus Dampf machen. „Langenfeld ist die einzige Stadt im Kreis Mettmann, die noch kein Holsystem für Bioabfälle hat“, kritisiert der Ortsvorsitzende des Naturschutzbunds BUND.

In einem Bürgerantrag zur Ratssitzung am Dienstag fordert er die Einführung der Biotonne spätestens zum 1. Januar 2016. Bergfeld verweist auf das Kreislaufwirtschaftsgesetz, nach dem Bioabfälle bereits seit Anfang dieses Jahres getrennt zu sammeln sind.

In seinem Ratsantrag wendet sich der Umweltschützer gegen Aussagen des zuständigen Referatsleiters Gerhard Lindner. Auf Nachfrage hatte Lindner Anfang Januar auf die beiden städtischen Grünschnitt-Annahmestellen Hansastraße und Industriestraße hingewiesen, „wo jeweils gratis Küchenabfälle abgegeben werden können“. Für Bergfeld ist das ein Scheinargument: „In der Praxis wird kaum jemand solche Abfälle sammeln und dorthin bringen, sondern sie in der Restmülltonne entsorgen.“

Mangels Biotonne werden Langenfelder Bürger nach Bergfelds Ansicht zu einem Rechtsverstoß „gezwungen, weil die Stadt ihnen nicht die Möglichkeit gibt, sich gesetzeskonform zu verhalten“. Für unzureichend hält der BUND-Ortschef insofern Lindners vage Zusage, „in etwa zwei oder drei Jahren“ die Biotonne in Langenfeld einzuführen.

Doch der Referatsleiter beharrt auf seiner Position. „Es macht wenig Sinn“, entgegnet Lindner dem Antragsteller, „in überstürzter Weise das vorhandene — durchaus als rechtsgemäß anzusehende — Sammelsystem zu ändern.“ Er verweist auf die in Langenfeld überdurchschnittlich hohen Sammelmengen an sortenreinem Grünschnitt. „2014 kamen 3700 Tonnen zusammen, das sind mehr als 40 Prozent des Gesamtaufkommens im Kreis Mettmann.“ Zudem würden in Langenfeld auf der vergleichsweise hohen Zahl von 2800 Grundstücken Bio- und Grünabfälle kompostiert.

Gleichwohl räumt Lindner ein, dass gesetzliche Vorgaben verfehlt werden. Danach sollen ab 2016 jährlich pro Einwohner 110 Kilogramm Bio- und Grünabfälle getrennt gesammelt werden, ab 2021 gar 140 Kilo. „Bei einer derzeitigen Sammelmenge von unter 80 Kilo werden weitere Anstrengungen notwendig.“

Bürgermeister Frank Schneider geht davon aus, „dass wir um die Biotonne nicht drum rumkommen“. Doch bedürfe es einer gewissen Zeit, um die Abfallsatzung entsprechend zu ändern, das Holsystem auszuschreiben sowie die Behälter anzuschaffen und zu verteilen. „Natürlich wird der Rat über den Bürgerantrag abstimmen.“

In Monheim haben bereits tausende Haushalte eine Biotonne vor ihrem Haus stehen, laut Manfred Hein aus der Bauverwaltung hat die Stadt bislang „auf die Durchsetzung der satzungsgemäßen Vorschrift, eine Biotonne besitzen zu müssen, verzichtet“.

In Leverkusen stimmt der Stadtrat am Montag über die freiwillige Einführung eines 25-Liter-Biotönnchens ab, die indes im Fachausschuss mehrheitlich abgelehnt worden war. Stattdessen werden per Ratsbeschluss wohl nur zwei Biomüll-Annahmemöglichkeiten einrichtet.