S-Bahn: Stadt fühlt sich überfahren
Politik drängt auf Beibehaltung der Taktzeiten und lehnt Zusammenlegung von S7 und S1 ab.
Hilden. Die bisherige S-Bahn-Anbindung an den Düsseldorfer Flughafen muss erhalten bleiben. Diesen Appell hat Bürgermeister Günter Scheib gestern auf Betreiben des Stadtentwicklungsausschusses an Kreisdirektor Martin Richter und Landrat Thomas Hendele gerichtet. Auch die Vertreter des Kreises Mettmann in der Verbandsversammlung des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) sollen noch ein gleichlautendes Schreiben erhalten. Als wichtigstes Ziel wird dabei signalisiert, dass die Taktfrequenz sowie das bisherige Nachtangebot erhalten bleiben.
Der Ausschuss reagierte damit auf die Pläne des VRR, das Angebot massiv zu kürzen oder umzustellen. In diesem Zusammenhang war auch eine Zusammenlegung der S7 vom Düsseldorfer Flughafen über Hilden zum Solinger Hauptbahnhof mit der S1 von Düsseldorf nach Dortmund angedacht worden.
Der von der SPD eingebrachte Antrag sei "sehr wichtig", betonte der stellvertretende Leiter des Planungsamtes, Lutz Groll, denn bereits ab heute würden die Fraktionen in der in der VRR-Verbandsversammlung in einer Klausurtagung über verschiedene Lösungsansätze beraten, wie der Wegfall der vom Bund gekürzten Regionalisierungsmittel kompensiert werden könnten. Diese Szenarien sollen dann in der Verbandsversammlung am 29. März eingebracht werden.
Im Gegensatz zu anderen Bundesländern fängt das Land Nordrhein-Westfalen die Kürzung der Mittel nicht auf. Deshalb müssten laut Groll im kommenden Jahr im VRR insgesamt zwei Millionen Zug-Kilometer eingespart werden, von denen allein eine Million Kilometer auf die S-Bahnen entfielen. Dafür gäbe es verschiedene Lösungsansätze - unter anderem die Ausdünnung der Taktfrequenz, die Verkürzung der Hauptverkehrszeit mit größerer Taktdichte von täglich sieben auf vier Stunden oder eben der Wegfall der Direktanbindung an den Flughafen-Terminal.
Am Wochenende werde gar nichts entschieden, sagte Kreisdirektor Martin Richter gestern, der bei der Klausurtagung dabei sein wird. Auch am 29. März werde keine Entscheidung fallen, denn frühestens 2010 würden die Änderungen greifen. Gleichwohl wird Bürgermeister Günter Scheib das Thema in die Bürgermeisterkonferenz einbringen, die am Montag in Hilden tagt. Unterstützung dürfte er von seinen Erkrather und Ratinger Kollegen bekommen, die sich ebenfalls an den Kreis gewandt hatten.
Einfluss auf die Entscheidungen im VRR können die Städte nur über den Kreis nehmen. Sie zahlen zwar die VRR-Umlage, Vertragspartner ist aber die Kreisverkehrsgesellschaft.
Linien: Neben der S7 wären im Kreis Mettmann auch die S-Bahnlinien 8 (Mönchengladbach - Hagen) und 6 (Essen - Köln) sowie die Regiobahn S28 (Kaarst - Mettmann) betroffen.
Flughafen-Anbindung: Bei einer Zusammenlegung von S7 und S1 würde die Direktanbindung an den Flughafen-Terminal entfallen. Flugreisende müssten dann am Flughafen-Fernbahnhof in den Skytrain oder am Düsseldorfer Hauptbahnhof in die S11 umsteigen.
Chance: Neben den Nachteilen einer Taktausdünnung könnte die Umstrukturierung des S-Bahnnetzes im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr möglicherweise auch einen zusätzlichen Vorteil für Hilden bringen: Die Verlängerung der S7 (oder S1) über den Solinger Hauptbahnhof hinaus nach Wuppertal.