Sexuelle Übergriffe unter Kita-Kindern?
In Langenfeld soll es Vorfälle gegeben haben, die über normale „Doktorspiele“ hinausgingen.
Langenfeld. Was genau zwischen den sieben Fünfjährigen vorgefallen ist, ist unklar. Fest stehen nur der Zeitpunkt und der Ort des Geschehens: Im März in einer großen städtischen Kindertagesstätte in Langenfeld. Zumindest aus der Sicht wenigstens einer Mutter dürfte es sich aber um mehr gehandelt haben als die üblichen „Doktorspiele“, bei denen Kinder ihren Körper entdecken. Ulrich Moenen, der zuständige Fachbereichsleiter im Rathaus, spricht von einem „Spannungsfeld zwischen altersangemessenen Aktivitäten und sexuellen Übergriffen“. Die Folge: Drei der sieben betroffenen Kinder haben die Kita inzwischen verlassen. „Auch auf Wunsch ihrer Eltern“ besuchen sie laut Moenen jetzt nun andere Kitas in Langenfeld.
Stadt und Kita-Leitung informierten die Eltern der Einrichtung vor einer Woche über die Vorfälle. Details nannten sie bei dem Elternabend aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht. Moenen teilte gestern lediglich mit, unter den sieben Betroffenen befänden sich Kinder beider Geschlechter. Zugleich dementierte er die Aussage in einem Zeitungsbericht vom Wochenende, wonach es zu den Vorfällen „im Zusammenhang“ mit dem Aufklärungsprogramm „Mein Körper gehört mir“ gekommen sei. „Das ist falsch. Ein solches Programm hat es in der Kita nicht gegeben.“ Den Vorwurf einiger Eltern, die Stadt habe sie zu spät über die Vorfälle informiert, weist er zurück: „Wir selbst haben von den Vorfällen im März erfahren und sie von Anfang an sehr ernst genommen. Wir haben sie aber zunächst prüfen müssen und das Gespräch mit den Eltern der betroffenen Kinder gesucht.“
Offizielle Stellungnahmen vonseiten der Kita gibt es noch nicht. Einige Eltern, die nicht genannt werden möchten, halten die Sache für aufgebauscht. „Die Erzieherinnen gehen nach meinem Eindruck sehr behutsam mit dem Thema um“, sagt eine Mutter. Sie und andere Eltern bekunden Vertrauen in die Arbeit der Einrichtung, sowohl was die Prävention gegen sexuelle Übergriffe angeht als auch die Aufarbeitung der Vorfälle.
Mit Vorbeugung und Aufarbeitung von sexueller Gewalt befasst sich auch der Langenfelder Verein „Sag’s“. Ob die Beratungsstelle in den aktuellen Fall einbezogen ist, will die Vorsitzende Alexandra Schneider weder bestätigen noch dementieren: „Das unterliegt der Schweigepflicht.“ Grundsätzlich aber warnt sie davor, mögliche Übergriffe unter Kindern voreilig als „Doktorspiele“ abzutun: „Ich glaube, Eltern haben in der Regel ein gutes Gespür dafür, wenn ihrem Kind etwas am eigenen Körper widerfährt, was es nicht möchte. Es ist ein Angang, andere Kinder möglicher Übergriffe zu bezichtigen. Das macht man nicht leichtfertig“, sagt die Expertin mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Beratungsarbeit. Die Bandbreite der Gründe, warum manche Kinder sexuell übergriffig werden, sei enorm: Sie reiche vom Nachahmen irgendwo aufgeschnappter Darstellungen bis hin zu eigenem Erleiden von Übergriffen.