Sojus-Rumpfteam funkt SOS
Der Szene-Treff ist in Gefahr: Von ehemals 20 Ehrenamtlern sind nur noch drei übrig. Und die brauchen dringend Hilfe. Sonst ist bald Schluss an der Kapellenstraße.
Monheim. Die Karaoke-Maschine funktioniert. Sven Schuhen (28) hat gerade ein paar Mal testweise in die Mikrofone gebrummt. Das Singen möchte der Vorsitzende von Rheinrock lieber den Gästen überlassen.
Es ist Freitag und Rheinrock hat zum Rock-Café ins Sojus 7 geladen. Noch ist es früh und wenige Gäste sitzen entlang der Bar im Sojus-Café. Zeit für Schuhen, noch die Technik zu installieren.
„Eigentlich haben wir immer ein paar Musiker zu Gast, die spielen, aber diesmal konnte irgendwie keiner, deshalb machen wir heute Karaoke“, sagt Schuhen und blickt wieder auf den Bildschirm seines PCs. „Beautiful Day“ von U2 schallt jetzt aus den Lautsprechern. „Das ist doch was für dich, Thorsten!“ Thorsten Stoffels (36) ist der Kassierer bei Rheinrock und hat den Verein zusammen mit Sven Schuhen aufgebaut.
Entsprungen ist Rheinrock aus der Idee, 2003 ein Open-Air-Festival zu veranstalten. „Wir wollten mehr machen als immer nur kleine Konzerte zu organisieren“, erzählt Schuhen, der als Veranstaltungstechniker das nötige Know-How mitbrachte. Was 2003 als Arbeitsgruppe des Monheimer Kinder- und Jugendrings startete, wurde vor zwei Jahren zu einem eigenständigen Verein, dem heute 30 Mitglieder und knapp zehn Bands angehören.
Der Verein organisiert nicht nur das Rheinrock Open Air auf der Bürgerwiese, sondern veranstaltet regelmäßig Konzerte, einmal im Monat das Rockcafé und agiert als eine Art Management-Agentur für Nachwuchsmusiker der Region.
Wenn Ninon Schmidt bei einer Veranstaltung wie dem Rockcafé zu Gast ist, wird sie ein wenig wehmütig. Und auch ein bisschen wütend. Nicht, weil das Rockcafé seinen Ursprung im Sojus hat, jetzt aber von Rheinrock veranstaltet wird, sondern weil das eigentliche Sojus-Kernteam, dem sie angehört, eine solche Veranstaltung nicht mehr stemmen könnte. „Wir sind einfach zu wenige. Unser Team besteht vielleicht noch aus drei Leuten. Das ist einfach traurig.“
Als die 18-Jährige vor knapp zwei Jahren begann, sich im Sojus zu engagieren, zählte das Sojus-Team noch rund 20 junge Leute. Die planten und veranstalteten regelmäßige Kabarettabende, Konzerte und Partys.
Jetzt sind fast alle Veranstaltungen im Sojus fremdgeführt. Wenn man Hilde Weyler fragt, woran das liegt, zuckt die Künstlerin, die sich seit mehr als 20 Jahren für die Belange des Sojus 7 einsetzt, nur mit den Schultern: „Wenn ich die jungen Leute, die das Sojus für Geburtstage mieten, frage, ob sie sich nicht dem Sojus-Team anschließen wollen, dann fragen die: Gibt es dafür Geld?“
Dabei lerne man doch so viel: Organisieren und Verantwortung. Aber keiner habe mehr Lust, sich Zeit zu nehmen neben Schule oder Studium.
Zum Personalmangel kommt das angespannte Verhältnis zwischen dem jungen Sojus-Team und dem Träger des Sojus, der Volkshochschule. „Oft heißt es einfach: Das ist zu teuer, das könnt ihr nicht machen“, sagt Ninon Schmidt deprimiert. Dann macht Rheinrock es.
Als Konkurrenten sehen sich die beiden Vereine aber nicht. „Wir kooperieren mit dem Sojus“, sagt Thorsten Stoffels. „Wenn die unsere Hilfe brauchen, sind wir da und umgekehrt.“ Ein Zusammenschluss von Rheinrock und Sojus läge da Nahe, sei aber keine Option, meint Ninon Schmidt: „Dann würden ja nur noch Rock-Veranstaltungen stattfinden. Das möchten wir nicht.“