Tansanier in Langenfeld - „Hier kommen so viele Züge“
Manches in Langenfeld hat Fortunatus Kabigiza, der eigentlich in Tansania lebt, verwirrt.
Langenfeld. „Ich habe viele Erfahrungen gesammelt, die ich mir mit Geld nicht hätte kaufen können. Doch jetzt reicht’s.“ Wenn Fortunatus Kabigiza an den Rückflug in seine Heimat denkt, freut er sich. „Ich habe mittlerweile Heimweh und vermisse Tansania und meine Familie.“ Über das Nord-Süd-Freiwilligenprogramm der VEM (Vereinte Evangelische Mission) ist Kabigiza vor einem Jahr nach Langenfeld gekommen. „Nach meinem Soziologiestudium habe ich in einer Hilfsorganisation gearbeitet. Doch etwas hat mir noch gefehlt.“
Dass seine Aufgaben in Deutschland vor allem in der Unterstützung der Jugendarbeit lagen, obwohl er in Tansania bereits der Chef mehrerer Leute gewesen ist, hat er sportlich genommen: „Eine Position wie zu Hause hätte ich hier auch nicht ausüben können.“ Und auch sonst war vieles in Deutschland anders als in seiner Heimat. „Der größte Unterschied zwischen Tansania und Deutschland ist die Entwicklung“, sagt Kabigiza. „Als ich das erste Mal alleine Zug gefahren bin, habe ich das gemerkt. Bei uns in Tansania fährt ein Zug alle paar Tage in eine Richtung. Hier kommen so viele Züge in kurzer Zeit. Das hat mich verwirrt.“
Auch der Unterschied zwischen den Kirchen sei groß: „In Tansania ist die Kirche immer so voll wie hier an Weihnachten.“ Das liege wohl vor allem daran, dass es dort keine Kirchensteuer gibt und die Kirchen von den Kollekten leben. „Die Pfarrer sorgen dafür, dass die Kirchen immer voll sind.“ Zudem dauert ein Gottesdienst zwei Stunden, und es gibt immer einen Chor.
Auch das Deutschlernen gehörte zu Kabigizas Aufenthalt — vormittags bei der VHS. „Ich hab am Anfang gedacht, dass ich diese Sprache nie lerne.“ Dass er ohne ein Wort Deutsch angereist ist, ist nicht zu glauben, wenn man sich jetzt mit ihm unterhält. Fast fließend spricht er und versteht so gut wie jedes Wort. Wenn Kabigiza wieder zuhause ist, wird er erst einmal seine Freunde und seine Familie besuchen. „Ab September möchte ich gerne studieren und meinen Master in Soziologie machen.“
Am Sonntag wird ab 11 Uhr Abschied in der Lukaskirche gefeiert.