Tränen beim Liebesschwur
Zum „royalen Rudelgucken“ trafen sich rund 40 Damen im Café von Erika Terstesse.
Langenfeld. Ein Raunen geht durch die Gruppe, der Blick der Damenrunde ist starr auf die Leinwand gerichtet. William steckt seiner Kate den Ring an den Finger. „Wenn da Charles mal nicht Gewissensbisse bekommt“, ruft eine Zuschauerin zum Nachbartisch hinüber. Mit einem harschen „Pssst“ weist Margret Füsser das Getuschel ihrer Freundin zurück und wendet sich wieder „ihrem William“ zu.
„Ich habe sein ganzes Leben verfolgt, wie er den Tod seiner Mutter verkraften und viele Hürden nehmen musste. Jetzt freue ich mich über sein Glück“, flüstert sie dann doch in einer stillen Minute. Für Füsser ist der Besuch des Cafés Kaffeezeit Pflichtprogramm, die Hochzeit von Prinz William und Kate wollte sie auf gar keinen Fall verpassen. Ihre Freundin schenkte ihr schließlich den Besuch des „royalen Rudelguckens“ zum Geburtstag. „Das ist ein einmaliges Erlebnis, das darf man doch nicht verpassen“, sagt Füsser.
Der Klang der Kirchenorgel hallt über den Platz, die Scones und Cookies stehen bereit, Tee wird geschlürft — und sogar die Queen schaut als Teebeutel aus der Tasse heraus. Blau-rot-weiße Fähnchen hängen neben der Leinwand, auf den blank geputzten Holztischen liegen pinke Papierherzen. Nach und nach füllen sich die Bänke, immer mehr Damen blicken gebannt zur Leinwand. „Ein hübsches Paar“, sagt Mika Fries (87).
Man könne nur hoffen, dass die beiden zusammenbleiben. Auf der benachbarten Holzbank ist das Hochzeitskleid gerade Thema. „Es passt zur Braut, Diana damals hatte ein viel voluminöseres Kleid. Das würde Kate gar nicht stehen“, fachsimpelt Hannelore Frank.
Zufrieden schaut Erika Terstesse, Betreiberin der Kaffeezeit, in die Runde. Alles ist so gelaufen, wie sie es sich vorgestellt hat. Ein Freund hatte sie auf die Idee gebracht, ein Public Viewing vor ihrem Café zu veranstalten. „Wir waren uns sicher, dass das Angebot auf Resonanz stößt“, sagt Terstesse.
14 Tage vor dem royalen Großereignis wurden die britischen Rezepte für Scones, Cookies und Toasties in der Küche ausprobiert. Und sogar eine dreistöckige Hochzeitstorte wurde noch gebacken.
Doch Terstesse sieht die Veranstaltung nicht nur aus der Perspektive der Geschäftsfrau. „Das hat schon was Ergreifendes“, sagt sie, deutet durch die Glasscheibe auf die Terrasse und fühlt sich gleich bestätigt. „Da werden sogar schon die Taschentücher rausgeholt, die ersten Tränchen fließen“, sagt sie mit Anteilnahme. „Die WM war etwas für die Männer, jetzt gibt’s auch mal was für die Frauen.“
Auch Renate Terstesse-Budinstky, die Schwester der Café-Inhaberin, leidet gerade mit dem Traumpaar auf der Leinwand. „Wie angespannt die Braut ist. Ich weiß nicht, ob das ein erstrebenswertes Leben ist, immer in der Öffentlichkeit zu stehen“, sagt sie und beäugt die Braut kritisch. Und dann werden schon die nächsten Liebesgeschichten geplant. „Die Schwester von Kate wäre doch was für Harry“, heißt es am Nebentisch — mit der Hoffnung auf die nächste königliche Hochzeit.