Türkischer Rap aus Langenfeld
Ahmet Catal und Mehmet Serim wollen Vorurteile gegen Türken und Hip Hop abbauen. Ihr Integrations-Rap kommt gut an.
Langenfeld. Wenn Ahmet Catal rappt, fliegen die Worte nur so aus seinem Mund, so schnell, dass der Zuhörer gar nicht weiß, in welcher Sprache der 21-Jährige singt. Doch das spielt eigentlich keine Rolle — man wippt nach kurzer Zeit automatisch mit, ganz ohne ein Wort zu verstehen. Ahmet Catal und Mehmet Serim rappen auf türkisch. Unter den Künstlernamen „AC. Black“ und „Azrail“ sind die Langenfelder das Duo „Ferman“.
Seit sieben Jahren machen die beiden zusammen Musik. Von Anfang an schreiben und singen sie die Texte in ihrer Heimatsprache. In ihrem neuesten Song sind zum erstem Mal auch einige Zeilen auf Deutsch — es geht um das Thema Integration, da war die Zweisprachigkeit für die Jungs selbstverständlich.
„Im Text räumen wir mit typischen Klischees auf“, sagt Ahmet Catal. So hätten Deutsche oft das Vorurteil des typischen türkischen Türstehers im Kopf. Wenn man Ahmet und Mehmet fragt, was für sie Integration ist, dann antworten sie fast im Chor: „Miteinander Lachen und gegenseitiger Respekt.“
Mit ihrer Musik wollen sie nicht nur Klischees ihrer Nationalität gegenüber abbauen, sondern auch den Hip Hop von alten Vorurteilen befreien. „Bei Rap denken die meisten an Gewaltausdrücke und Provokation. Dabei kann Hip Hop viel mehr sein. Melancholisch zum Beispiel“, sagt Mehmet Serim.
Mit umgedrehtem Käppi, tiefsitzenden Jeans und Goldkettchen erinnern sie auf den ersten Blick schon an die typischen Rapper in Musikvideos. Wer sich mit ihnen unterhält, merkt aber, dass sie eher die netten Jungs von nebenan sind, die Frauen die Tür aufhalten und sich höflich bedanken. Fast schüchtern wirken sie. „Auf der Bühne werden wir aber von einer Raupe zum Schmetterling“, sagt Mehmet.
Dass die Jungs Talent haben, merkte Stephan Görsch vom Langenfelder Jugendzentrum „J@z“ schnell. Seit 2005 unterstützt er die beiden und nimmt mit ihnen im hauseigenen Tonstudio CDs auf. „Die zwei sind richtige Künstler. Hier kommt nicht alle Tage so viel Talent durch die Tür“, sagt Görsch.
Das stimmt nicht ganz, immerhin schafften es zwei andere Jungs aus dem „J@z“ bis zur türkischen Version von der TV-Show Deutschland sucht den Superstar. Das wäre für Ahmet Catal und Mehmet Serim nichts. „Wir halten nichts von diesen Castingshows. Da geht es nicht um die Musik, sondern um Geld“, sagt Ahmet Catal.
Mittlerweile hat „Ferman“ ein kleines Tonstudio in Ahmets Wohnung. Ihre Ideen ziehen die Sänger aus ihrem Alltag. „Was uns passiert, verarbeiten wir in den Texten“, sagt Mehmet. „Die Musik ist super, um Aggressionen abzubauen“, fügt Ahmet hinzu. „Ferman“ kommt gut an, das zeigen die Downloads auf der Internetseite: 25 000 Mal sind ihre Lieder heruntergeladen worden. „Hätten wir mal Geld dafür genommen. Dann wären wir jetzt reich“, sagt Mehmet und lacht.