Untreue: Mann trickst bei Vergabe
Ein Mitarbeiter des Langenfelder Gebäudemanagements steht unter Verdacht, 1,9 Millionen Euro veruntreut zu haben.
Langenfeld. Bei der Vergabe von Bauaufträgen ging es im Rathaus offenbar längere Zeit nicht mit rechten Dingen zu. Nach Angaben von Bürgermeister Frank Schneider soll eine „städtische Kraft“ insgesamt 1,9 Millionen Euro veruntreut haben. Nach Angaben von Staatsanwältin Hilal Tanrisever handelt es sich bei dem Tatverdächtigen um einen Mitarbeiter des städtischen Gebäudemanagements. Der Mann soll sich bei der Vergabe von Instandhaltungsarbeiten an Firmen bereichert haben — dem Vernehmen nach mit fingierten Rechnungen.
Frank Schneider, Bürgermeister
Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft geht laut Tanrisever zum jetzigen Zeitpunkt von einem Einzeltäter aus. Für eine Beteiligung von Komplizen gebe es derzeit keine Anhaltspunkte. „Es liegen uns eine Anzeige der Stadt und eine von dem Mitarbeiter kurz danach eingereichte Selbstanzeige vor“, berichtet Tanrisever.
Laut Rathaussprecher Andreas Voss war der Mitarbeiter bei internen Überprüfungen in Verdacht geraten, Gelder veruntreut zu haben. Er habe die Vorwürfe gegenüber der Stadtverwaltung eingeräumt, die sich danach mit sofortiger Wirkung von ihm getrennt habe. „Wir arbeiten mit der Staatsanwaltschaft zusammen, um den Verdacht aufzuklären.“
Die bei der internen Überprüfung vorerst ermittelte Schadenshöhe von rund 1,9 Millionen Euro setzt sich Voss zufolge aus vielen Einzelzahlungen aus kleineren Aufträgen über einen längeren Zeitraum zusammen. Bürgermeister Frank Schneider wollte sich gestern mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht zu Details äußern.
Auch den Zeitraum, über den sich die aufgeflogenen Betrügereien hinzogen, mochte der Bürgermeister auf Anfrage nicht benennen. Er habe angeordnet, „die bestehenden Kontrollsysteme erneut auf den Prüfstand zu stellen“. So müssten die im Rathaus angestellten Rechnungsprüfer feststellen, „wo und was genau schiefgelaufen ist. Dabei geht es auch darum festzustellen, was innerhalb der Stadtverwaltung kurzfristig verändert werden muss, so dass sich solch eine Veruntreuung von Geldern nicht wiederholen kann.“ Dabei werde er auch externe Berater hinzuziehen, um etwaige ermittelte Systemlücken zu schließen, kündigte Schneider an.
Die Kontrollsysteme waren in Langenfeld nach einem Betrugsskandal am städtischen Betriebshof verschärft worden, der im Sommer 2010 aufgedeckt wurde. Mehrere städtische Bedienstete hatten sich damals bereichert. Danach gab es zur Betrugs- und Korruptionsvorbeugung Mitarbeiter-Schulungen. Zudem durchleuchtete das private Infa-Institut seinerzeit die Strukturen des Betriebshofs und dessen Schnittstellen zum Rathaus, etwa zum Steueramt oder der Kämmerei.
Akten und Computerdaten aus dem Langenfelder Rathaus sind nach Tanrisevers Angaben zunächst von den Ermittlern nicht beschlagnahmt worden. „Es scheinen ja alle zur Zusammenarbeit bei der Aufklärung bereit zu sein“, sagte die Staatsanwältin.