Wo die Fledermaus sich wohl fühlt
Wer Fledermäusen ein Heim gibt, schützt die vom Aussterben bedrohten Tiere — und bekommt eine Plakette. An der Sperberstraße gab es jetzt die erste für ein Monheimer Haus.
Monheim. Zwergfledermäuse sind so winzig wie ein Daumen und wiegen nur fünf Gramm. Deshalb lassen sie sich sehr schwer mit dem bloßen Auge erkennen, wenn sie in der Dämmerung auf Insektenfang sind. Und das tun sie in Monheim nicht nur in der freien Natur, sondern sogar mitten im Sandbergviertel. Dort hat Zorica Kremer in ihrem Haus an der Sperberstraße 15 kürzlich sogar entdeckt, dass die Tierchen in den Ritzen unter der Metallabdeckung des Flachdachs nisten. „Die haben dort ihr Sommerquartier“, sagt Frank Gennes, NABU-Stadtbeauftragter und Fledermausbotschafter. Je nach Jahreszeit und Witterung wechselten die „kleinen Däumelinge“ ihre Unterkunft mehrmals im Jahr. Er überreichte der Eigentümergemeinschaft jetzt eine Urkunde und brachte an der Wand die Plakette „Fledermausfreundliches Haus“ an.
„Es ist das erste Gebäude in Monheim, das sich nun auch offiziell fledermausfreundliches Haus nennen darf“, freut er sich. Für die Plakette können sich Privatpersonen oder Gemeinden beim NABU Nordrhein-Westfalen bewerben. Der hat landesweit bisher mehr als 200 Plaketten vergeben.
Bevor Zorica Kremer die nachtaktiven Flieger erspäht hat, fand sie deren Kot auf ihrer Fensterbank in der ersten Etage des Mehrfamilienhauses. Der sieht aus wie kleine Schokostreusel, die schon einen weißlichen Belag bekommen haben. Der Kot lag immer wieder da, auch wenn sie gerade geputzt hatte. Und als eine Nachbarin dann tatsächlich Fledermäuse ums Gebäude schwirren sah, bat die 63-Jährige Frank Gennes um Unterstützung. Nachdem sich der Experte die Streusel auf der Fensterbank angesehen hatte, war ihm rasch klar, wer sie dort zurückgelassen hat.
Es sei nicht ganz einfach gewesen, die Mehrheit der 36 Eigentümer zu überzeugen, sich im Rahmen der Aktion „Fledermausfreundliches Haus“ um eine Auszeichnung zu bewerben. „Viele sehen nur den Schmutz“, bedauert Zorica Kremer. Dabei leisteten Menschen, die Fledermäusen dauerhaft ein sicheres Zuhause geben, einen wertvollen Beitrag zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Säugetiere, so Frank Gennes. In Monheim fühlten sich neben den Zwergfledermäusen, die in steinigen Nischen leben, auch Wasserfledermäuse — sie nisten in Bäumen — sowie der große und kleine Abendsegler wohl. Wiegt die kleinere Art rund 20 Gramm, kann der größere Bruder bis zu 40 Gramm auf die Waage bringen.
Ganz selten sehe man sogar Rauhautfledermäuse, die am Monbag-See ihr Zuhause gefunden hätten. Die Tiere verständigten sich untereinander mit Soziallauten. „Sie zirpen wie ein kleiner Vogel“, erläutert der NABU-Stadtbeauftragte. Und Entfernungen zu Hindernissen oder bis zu ihrer Beute messen die Insektenfresser per Echolot. „Das sind beispielsweise bei der Zwergfledermaus extrem hohe Töne von 46 000 Hertz, die das menschliche Ohr nicht hören kann.“
Frank Gennes, der regelmäßig Fledermausführungen anbietet, beherbergt seit vorgestern zu Hause eine elf Gramm schwere Wasserfledermaus in einem Schuhkarton. „Sie ist am Unterbacher See abgestürzt“, berichtet er. „Meine Tochter hat sie Tropfi genannt.“ Mit einem Pinsel habe er ihr Wasser angereicht und Mehlkäferlarven zu fressen angeboten. „Sie hat schon daran geleckt.“