Pandemie im Kreis Mettmann Gastronomie: Umsatz bricht ein
Kreis Mettmann · Betriebe sagen Weihnachtsfeiern ab. Gewerkschaft befürchtet Kurzarbeit.
(tobi/von) Die Wucht der vierten Corona-Welle trifft die Gastronomie besonders hart. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) berichtet, dass Unternehmen und Privatleute in Mettmann, Erkrath, Wülfrath und den anderen Städten des Kreis Mettmann reihenweise Weihnachtsfeiern absagen. Weniger Weihnachtsfeiern, weniger Gäste in Lokalen, leere Hotelbetten – „das bedeutet mehr Kurzarbeit“, sagt Zayde Torun, Geschäftsführerin der NGG-Region Düsseldorf-Wuppertal. Kaum eine andere Branche im Kreis Mettmann habe aktuell unter der Pandemie mehr zu leiden als das Hotel- und Gaststättengewerbe.
7440 Menschen arbeiten laut NGG im Kreis Mettmann in der Hotelerie und Gastronomie. Zayde Torun rechne weniger mit einem gravierenden Arbeitsplatzabbau, sondern fürchtet ein bröckelndes „Durchhaltevermögen von Köchen, Kellnerinnen & Co.“, wie sie sagt. „Das Geschäft wird nach der Welle weitergehen. Aber die Durststrecke bis dahin ist das Problem. Wer in Kurzarbeit geschickt wird und mit 60 Prozent seines Lohnes klarkommen muss, der macht das, was jeder machen würde: Der guckt sich woanders um.“
Gastronomie-Beschäftigte wandern in Handel ab
Viele Gastronomie-Beschäftigte seien bereits in andere Branchen abgewandert. Besonders in den Handel und in die Industrie – oft in Drogeriemärkte oder in die Lebensmittelindustrie. „Servicekräfte aus der Gastronomie sind taff, eloquent, flexibel, und sie können zupacken. Mit diesen Qualitäten müssen sie nicht lange suchen“, sagt Torun. Vor der Pandemie – im Dezember 2019 – hätten im Kreis Mettmann noch 9040 Menschen im Hotel- und Gaststättengewerbe gearbeitet. Mittlerweile sei die Zahl der Beschäftigten allerdings um 18 Prozent zurückgegangen. Das ginge aus der aktuellsten Statistik der Arbeitsagentur hervor. Die Pandemie-Zahlen stammen aus dem Frühjahr und dürften sich inzwischen nochmals verschlechtert haben, so die NGG.
„Dieser Trend wird sich fortsetzen. Denn die Gastro-Beschäftigten vermissen vor allem eines: eine Perspektive im Job. Da geht es insbesondere um einen ordentlichen Lohn. Aber auch um die Chance, sich im Job weiterentwickeln zu können. Und um eine bessere Ausbildungsqualität“, sagt Zayde Torun. Die zu vermitteln, fällt Gastgeber Dietrich Strümpfel im „Bibelskirch“ derzeit nicht leicht. „Unser Reservierungsbuch sieht so grausam aus wie noch nie“, berichtet der Gastronom über die Situation. „So viele Leute haben ihre Reservierungen abgesagt“, im Bibelskirch sind das weniger die großen Konzernfeiern, als mehr die kleinen Betriebsfeiern. „Diese Absagenkultur ist für uns neu – und schlimm.“ Obwohl in dem Restaurant am Rande Obschwarzbachs „schon lange die 2G-Regel gilt, wir führten das Sichereitskonzept bereits vor Wochen ein“, sind viele Gäste „offensichtlich verunsichert. Das trifft uns ganz hart“. Um überleben zu können, arbeitet Dietrich Strümpfel Konzepte wie sein Wohnmobil-Dinner weiter aus.